Dass Dolce damit nicht ganz falsch liegt, glaube ich.
Von einigen Leuten in meinem Umfeld weiß ich, dass sie von ihrer zukünftigen Rente nicht leben können, obwohl sie ein Leben lang gear beitet haben. Meistens (ich tippe auf ca. 70% aller Betroffenen) sind es Frauen, die Kinder alleine erzogen haben.
Die Betroffenen sind glücklich, wenn sie aufgrund ihres persönlichen gesundheitlichen Zustandes noch möglichst lange ein paar Euro dazu verdienen können. "Bis zum letzen Atemzug" ist vielleicht ein wenig übertrieben, aber "so lange die Energiereserven reichen" ist auch schlimm genug. Aber auch wenn die Reserven reichen, hat nicht jeder der will, mit über 65/67 noch eine Chance auf einen akzeptablen Job. Und ob mit Job oder ohne - es ist längst kein Geheimnis mehr, dass sich Gesundheit nicht alle werden leisten können, nicht einmal mit Arbeit bis zum Ende.
Ich finde, es wird sehr leichtfertig und hochmütig ge- und verurteilt. Von bestimmten Berufsbildern abgesehen haben vermutlich die meisten Menschen das Bedürfnis, die beruflichen Aktivitäten irgendwann deutlich herunterzufahren. Wer dazu keine Möglichkeit sieht, ist einem Dauerstress ausgesetzt, der auch gesundheitliche (psychische und physische) Konsequenzen haben kann und wird. Aber die Menschen, von denen wir hier sprechen, können sich noch nicht mal einen Urlaub leisten.
Dolce, Du weißt, dass wir genau über dieses Thema schon diskutiert hatten? Ich möchte trotzdem noch einmal darauf hinweisen, dass Jocki Recht hat damit, dass sich hier sicher niemand komplett outen möchte. Wer arm ist, fühlt sich meistens stigmatisiert und wird dazu oft völlig zu Unrecht der Faulheit oder der Nutzlosigkeit bezichtigt. Mitleid hilft da nicht weiter und Spott, der (auch hier) garantiert gratis geliefert wird, macht alles noch unerträglicher.
Ich bin selbst nicht direkt betroffen, weil ich als alleinerziehende Mutter alles in allem oft noch Glück mit meiner Einkommenssituation hatte, aber es war trotzdem ein nie endender Kampf. Und Spuren hinterlässt ein solches Leben meistens. Es ist mir also ein Bedürfnis, für alle zu sprechen, denen es verständlicherweise peinlich ist, über ihre Situation zu sprechen. Altersarmut ist ein hochbrisantes und aktuelles Thema, das nicht kleingeredet werden darf.
Wenn das auf politischer und gesellschaftlicher Ebene trotzdem getan wird, wird das irgendwann schlimme humanitäre Folgen haben.
Alle, denen es gut geht, bitte ich um Zurückhaltung mit hochmütigen und herablassenden Kommentaren.
emirena