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Orlanda
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Welche heterosexuelle Frau ist nicht geprägt vom Wunsch, IHREN Mann zu finden, den Partner, den Kameraden, Geliebten und Vertrauten ihrer Seele?
So stolpert Frau dahin, vom ersten Erwachen ihres Wunsches - meistens ist es der Vater, der am Anfang des Lebens der Traumprinz aller kleinen Mädchen ist - bis ins Alter, in dem der Wunsch sich langsam im Nichts auflöst.
Ich bin mir nicht sicher, an welcher Stelle ich mich befinde: Steht in meinem Herzen noch der Traummann/Traumprinz, der viele Elemente meines geliebten Vaters in sich trägt, oder löst er sich bereits auf in einem Nebel der Verklärtheit?
Meistens bin ich seit Jahren alleine auf meinen Unternehmungen und dabei sehr zufrieden. Macht mir doch kein Nörgler mehr das Leben schwer oder nimmt mir meine Freude an Dingen, an denen offenbar andere Menschen keine Freude haben (können). Auch finde ich mich schön und kein Mann der Welt kann mir mehr sagen, ich sei eigentlich keine Schönheit und müßte aufgrund dessen viel, viel netter sein zu Männern. Nein, all das ist überwunden und wohl auch dieses krampfhafte Herbeiführen von Bekanntschaften mit Männern, die meiner nicht wert sind!
In der letzten Woche begegnete ich, zufriedene Alleinreisende, wieder vorallem altgedienten Ehepaaren. Es gab auch einige andere Alleinreisende, aber alle waren jenseits der 75 und schon sehr gebrechlich - was sie in diese Gegend führte, um sich im Moorbad Linderung zu verschaffen.
Am ersten ABend, beim Abendessen, bekam ich einen Schock: Ich blickte um mich und ich sah lauter alte Männer! Die beiden Herren am Tisch, zwischen 65 und 75 Jahre alt, schienen mir sehr in sich zurückgezogen, flankiert von zwei recht lebendigen älteren Ehefrauen. Die Frauen waren es, die die Menükarte vorlasen, sie den Männer erklärten, die Männer aufforderten, sich zu entscheiden und dann für sie entschieden, da sich die Angesprochenen nicht dazu äußerten. Ich vermutete, dass die Herren aufgrund einer Erkrankung so in sich zurückgezogen sind.
Weiter in der Runde saßen weitere ältere Paare, die Herren mit teils finsterem Gesicht, tiefliegenden Augen, teilnahmslos wie meine Tischgenossen.
Und ein paar sehr alte Herren, unbegleitet. Zwei alte Damen schienen recht lebendig, sie lachten und unterhielten sich.
Welch ein Gruselkabinett, dachte ich!
Am zweiten Tag nach dem Frühstück geschah es, dass die beiden Ehefrauen die beiden Männer am Tisch zurückließen, um zu einer Anwendung zu gehen. Erstaunt stellte ich fest, dass die Herren sprechen können und sofort damit anfingen, mir über ihr ehemaliges Arbeitsleben zu erzählen. Sie tauten richtig auf. Mittags, als die Damen wieder am Tisch saßen, waren sie wieder in sich gekehrt und fast stumm. Nur die Frauen plauderten munter.
Ich versuchte, die Herren mit ins Gespräch zu nehmen, was auch teilweise gelang.
Was ist das, das aus ehemals fröhlichen, sinnesfrohen Jungs im Laufe der Zeit alles absterben läßt, was Leben ausmacht?
Ich war selbst Ehefrau und es schmerzt mich, wenn ich daran denke, dass auch ich wahrscheinlich mit meiner Vorstellung von Ehe, Treue und Verpflichtung den Mann an meiner Seite in jene Trostlosigkeit gedrängt habe. Vielleicht hat er deshalb den Ausweg außerhalb der Ehe im Schäkern mit anderen Frauen gesucht. Heute, allerdings, hat er die Chance längst vertan und sich in ein zweites GEfängnis gestürzt. Seine heutige Frau ist genauso wie ich einst war.
Doch, wie bin ich heute? WAs suche ich? Unter den Männern, die zu mir passen würden, finden sich viele von der Ehe gezeichnete, mißmutige, eifersüchtige, hoffnungslose, fehlentwickelte, in sich gefangene... Der Weg wird immer schwieriger, für sie als auch für mich und wohl auch für andere Frauen.
Wir Frauen demonstrieren immer noch das, was die einst jungen Männer zu dem machte, was sie heute sind. Herb, ernst, fordernd, Regeln einhaltend und vorgebend...
All das hat aus Frauensicht seine Berechtigung, auch Frauen haben Erfahrungen und sind nicht gewillt, Fehler von einst unendlich zu wiederholen.
Die Männer, die ich sah, schienen mir einer Männerwelt enthoben: Sie schienen mir nicht mehr Teil einer Männergesellschaft zu sein, wie man sie in noch natürlichen Gesellschaften findet. Z.B. in der bäuerlichen Gesellschaft. In der Kirche kam mir am Feiertag die Idee, als ich die männlichen Einwohner von Bad F. !*%§?+#-~! sah: Feuerwehrleute, VEteranen, junge als auch alte, alle verbunden im Mannsein, in dem, was sie als Mann identifiziert.
Manchens von dem ist dem modernen Mann aberzogen, wird ihm nicht mehr zugestanden. Frauen mischen sich ein und zwingen den Mann zu einem Verhalten, das nicht sein natürliches ist. All die Männer in der Kirche haben ihre Wertvorstellungen, lieben ihre Familien und Kinder und leben für sie, sie lieben ihr Land, ihren Hof und sind stolz auf das, was geschaffen und weitergegeben werden kann.
Gleichzeitig sind aber auch die Frauen standfest und leben ihr Frauenleben, lesen den Männern die Leviten, wenn es sein muss, aber sie lassen den Männern ihre Männerwelt.
In einem Dorf nahe Regensburg wurde ein Maibaum aufgestellt und neu dabei war, dass auch Frauen dabei teilnehmen durften.
Man sprach eine Gruppe alter Böllerschützen darauf an, dass es ja eigentlich auch Frauen in ihren Reihen geben müßte. Nein, meinte ihr Sprecher, wir wollen unter uns sein, denn unsere Frauen wollen wir auch nicht dabei haben. Wenn wir aber Frauen aufnehmen, dann gibt es STreit und Hader, wenn wir nach dem Schießen zusammensitzen - mit Frauen! Das geht nicht, das würden unsere Ehefrauen nicht verstehen und zulassen.
Das verstehe ich. Erfahrungsgemäß entsteht in solch 'gemischten' Gruppen Eifersucht und Mißverständnis. Soll man doch den Männern ihre Welt lassen!
Gibt es Auswege aus dem Dilemma - für das Heute? Interessant wären Beiträge vorallem auch von Männern!
Orlanda