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Orlanda
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Mir fällt auf, dass es fast immer Frauen sind, die meinen, sie müßten für jedes Glücksgefühl, für jedes Lebensgeschenk sofort etwas wieder zurückgeben. Ich kenne das auch von einer Freundin, die nach einer schrecklichen Kindheit und Jugend, überwundener Drogensucht und Selbstmordversuchen nach Jahrzehnten endlich zu einem einigermaßen normalen Leben fand.
Als sie 64 war, starb ihr Vater und hinterließ ihr ein mehrstelliges Millionenvermögen. Sie wurde daraufhin von einem unheimlichen Gewissenskonflikt befallen, denn sie sah sich als dieser Erbschaft unwürdig und im Gegensatz dazu plötzlich alles Elend der Welt.
Es gab unendlich viele Menschen, die plötzlich bettelnd und Hilfe suchend an ihrer Türe klopften. Sie fand auch schnell einen Freund - er und seine Tochter erfanden ideenreich alle möglichen Gründe, um meiner Freundin das Geld aus der Tasche zu locken. Die Freundin, von moralischen Bedenken wegen des Reichtums und schlechtem Gewissen gequält, gab allem nach.
Ich hab sie aus den Augen verloren, nachdem ich ihr einmal meine Meinung gesagt und ihr geraten habe, das Geld doch vorallem sinnvoll einzusetzen. Eine Stiftung zu gründen, es gibt genügend Möglichkeiten seriöse Institutionen zu unterstützen und den Rest für sich zu verwenden...
Frauen schelten Frauen, die in ihren Augen zu wenig an "die Anderen" denken...
Welcher Mann tut das? - abgesehen von ein paar Heiligen...
Viele Frauen haben nach wie vor kein Wertigkeitsgefühl für sich bzw. sie sehen ihren Wert nur in der Aufopferung, in der Helferrolle, im Pflegen und Hüten...
Lauter gute Eigenschaften, die man Kindern angedeihen läßt, aber muss eine Frau wirklich in jeder Lebenslage, immer und ständig diese Eigenschaften mit sich herumtragen, damit hausieren gehen?
Ich, Frau, darf egoistisch sein, ich darf durchaus "lobhudeln" und mich selbst beweihräuchern, wenn mir danach zumute ist! Nirgends steht, dass ich, weil ich Frau bin, immer lieb und nett und hilfsbereit sein MUSS - das bin ich nur, wenn mir danach zumute ist.
Wenn ich NEIN sage, dann bin ich mir immer noch gut und meine eigene Wertschätzung erfährt dadurch keine Schmälerung!
Wie habe ich doch dieses ewige Frauenthema satt! Meine Schwiegermutter brachte es vor 40 Jahren auf den Punkt: "Das Schönste im Leben einer Frau ist, sich für Andere und für die Familie aufzuopfern..."
Amen und Danke! Aber bitte ohne mich...
Der ärgste Feind der Frauensache sind m.E. nicht die Männer, sondern die Frauen selbst!
Orlanda