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Orlanda
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@Emirena: "... weil es einfach schön ist, jemanden getroffen zu haben, der die gleiche Sprache spricht und neue Aspekte und Ideen ins Leben bringt..."
Ein wunderbarer Satz, der alles aussagt, was unter Menschen möglich ist/möglich sein könnte.
Emirena, ich verstehe Dein offen sein für andere Menschen, für andere Kulturen, und ich traue Dir auch (wie nur wenigen Menschen) zu, Deine Wahl gut zu treffen, wen Du in Dein "engeres Feld" einläßt und wen nicht. Wer wie Du allein in sehr fremden Kulturen unterwegs ist, könnte ohne diese Bereitschaft zur Offenheit und ohne Lockerheit im Umgang mit fremden Menschen die Herausforderung nicht bestehen. Zugleich ist aber auch die Vorsicht ein wichtiger Faktor im genussvollen Erleben fremder Kulturen.
Ich verstehe aber auch Pit's Einwand, doch vorsichtig zu sein mit der Vergabe von Telefonnummern und Adresse.
Beides zusammen zeigt mir den inneren Konflikt, dem der Mensch heute ausgesetzt ist, wenn er sich fremden Menschen öffnen möchte.
Früher lebte man in seinem Dorf und wer nicht freiwillig oder gezwungenermaßen die Grenzen der Enge überschritten hat, um in der Ferne sein Glück zu versuchen, wurde nur selten mit fremden Menschen konfrontiert.
Der Hausierer, ein zugewanderter Dienstbote oder gar jemand, der aus der Stadt wieder ins Dorf zurückgekehrt war, brachten das GEfühl der Unsicherheit ins Dorf. Man schützte sich, indem man Haus und Herz verschloss.
In einer Welt, in der es kaum mehr Grenzen gibt, hat sich das Gefühl für Fremdes verändert. Wir fürchten das Unbekannte, den fremden Menschen, und gleichzeitig fühlen wir uns vom Fremden angezogen - sei es in der Musik, sei es in unserer Urlaubsplanung etc.
Offen sein und zugleich achtsam - Vertrauensvorschuss gepaart mit einer gehörigen Portion Mißtrauen allem Fremden gegenüber. Welch ein fast unüberbrückbarer innerer Konflikt!
Vielleicht sollte noch ein Faktor erwähnt werden, der wichtig ist: Die Bereitschaft, auch ein Risiko einzugehen, daran zu glauben, dass Menschen gut sind, aber zugleich auch miteinzuschließen, dass Vertrauen manchmal mißbraucht wird...
Orlanda