Beitrag aus Archiv
Orlanda
Anzahl Beiträge: 3598
Nun ist es raus:
Während ich mir noch Gedanken um die gestorbenen Tiere (dazu rechne ich auch alle Insekten) gemacht habe, ging für die Tiere auf den Bauernhöfen die Folter erst los:
Heute morgen las ich von einem Helfer, der einen Stall im evakuierten Bereich um Deggendorf betreten hat, weil er von ferne schon lautes, klägliches Muhen hörte. Die Tiere standen bereits bis zum Hals in Wasser, erzählte er der Landshuter Zeitung (Samstagausgabe) und Kälber schwammen herum (sie waren wohl nicht angebunden.
Von den anderen Tieren war nicht mehr die Rede, Hühner, Schafe etc., was sonst noch so auf Bauernhöfen lebt war wahrscheinlich längst ertrunken.
Man sagt ja immer gern, das der Mensch mit den Jahren und vorallem im Alter gegenüber seinen Mitmenschen milder würde. Ich stelle bei mir eher das Gegenteil fest: Für mich ist unter allen Kreaturen der Mensch das perverseste und befremdlichste. Nun, ich gebe zu, es sind zum Glück nicht alle so, aber der Großteil ist hochgradig gestört.
Man hört vom großen materiellen Verlust aller Menschen, die in der Hochwasserzone leben. Eine Frau beklagt all die zerstörten Neuanschaffungen (auch eine Gartenschaukel!) und mutmaßt, dass der Familienhase wohl auch nicht überlebt hat, weil man ihn ohne Wasser und Futter zurückließ....
So sehr ich auch Mitgefühl habe für Menschen, deren Existenz zerstört zu sein scheint, so sehr wundere ich mich aber auch, wie man auf echte Lebensbedrohung und Qual von Tieren, für die man ja verantwortlich ist, so völlig teilnahmslos reagieren kann!
Es gibt allerdings auch hier Ausnahmen: Ein Bauer hat die 60 Milchkühe eines Nachbarn bei sich aufgenommen. Vielleicht wegen des materiellen Verlustes, den eine Milchkuh darstellt, vielleicht aber auch, weil er Mitgefühl mit den Tieren hatte - genauso der Besitzer der Milchkühe, der einen Ausweg suche und fand.
Weiß der Mensch, ist er sich bewußt was es bedeutet, wenn die Kreatur ANGEBUNDEN verharren muss, immer die Lebensbedrohung, sprich das steigende Wasser, vor sich?
Aber was kümmert es denn Durchschnittsbürger, wenn eine Kreatur leidet, er verspeist ja auch mit GEnuss das Billigfleisch von Lidl und Aldi und wie sie alle heißen? Er duldet, erträgt ja auch die Bilder vom Schlachthof, in dem die Tiere oftmals nicht einmal tot sind, wenn ihnen die Bäuche aufgeschlitzt werden.
Man wirft den Menschen des Mittelalters oftmals vor, sie wären verroht gewesen. Ist der Mensch heute anders? Wir sind derart abgestumpft einerseits und andererseit so sehr auf unseren Vorteil erpicht, dass wir über Leichen gehen.
Was spricht man über das Elend der Dritten Welt? WEN kümmert es wirklich? Es ist nur unsere eigene Rührseligkeit, unsere Sentimentalität und das GEfühl ein GUTER Mensch zu sein, der uns dazu bringt, hie und da zu spenden und schlaue Sprüche abzulassen. In den Menschen ist kein wirkliches GEfühl, es geht nur um die eigene Existenz und es wird ALLES dem geopfert, schlimmer als dies früher bei blutigen Ritualen der Fall war.
Es ist so erbärmlich, dass ich eigentlich auch kein Gefühl mehr empfinden kann, für jene, deren Leben nie bedroht, die aber "NUR" materielle und finanzielle Verluste erlitten haben. Was ist das gegen das Todesurteil angebunden, angekettet ertrinken zu müssen?
Orlanda