Beitrag aus Archiv
Merlin47
Anzahl Beiträge: 1616
Die Kirche der Vergangenheit hat sicherlich viele Fehler begangen, jedoch hatten sie etwas von Spiritualität verstanden. Das Bild von Michelangelo in der Sixtinischen Kapelle zieht da alle Register, um den Betrachter aus dem Hier und Jetzt zu entführen – oder ist gerade das der wahre Augenblick?
Aus Erfahrung weiß ich aber, daß viele Menschen unserer Tage nicht mehr in der Lage sind, sich wirklich zu entspannen und ein weiterer Teil glaubt nur damit keine Probleme zu haben.
Es kommt dabei nicht darauf an, irgendwo zu sitzen und nichts zu tun, sondern auch in der Tiefe seines Unterbewußtseins zur Ruhe kommen zu können.
Die meisten merken ihr Defizit erst dann, wenn sie mit den Techniken der Tiefenentspannung konfrontiert werden und ihrer innerer Unruhe und Anspannung begegnen.
Leider gehen viele in den Techniken den falschen Weg und verfolgen mit dem Überbau einer fernöstlichen Meditation unbewußt völlig andere Ziele.
Klassische Fehler für Anfänger ist dabei die übermäßige Konzentration auf die Atemtechnik. Mit der Fokussierung der Aufmerksamkeit auf den Atem kann es leicht geschehen, daß die Atemfrequenz verändert wird.
Die Folge daraus ist, daß zu wenig ausgeatmet wird und nun eine geringere Menge an unverbrauchtem Sauerstoff aufgenommen werden kann: somit entsteht ein Sauerstoffmangel.
Vom Unterbewußtsein wird dieser Zustand als lebensbedrohlich verstanden, was dann letztlich zu einem Gefühl der Beklemmung und Unruhe führt.
Ein weiterer Fehler ist die Meditation im Lotussitz. Man darf dabei nicht vergessen, daß dieser Sitz in fernöstlichen Kulturen eine ganz normale und entspannte Sitzhaltung des Alltages ist, die ständig eingenommen wird.
Für Europäer ist das zwar chic, aber höchst unbequem und wenig entspannungsfördernd. Besser ist es auf einem vertrauten Sofa oder Sessel in einer kuscheligen Ecke zu meditieren – selbst, wenn man dabei gelegentlich einschläft.
Wer sich also nicht der Disziplin des Zen hingeben möchte, sollte besser auf den Lotussitz verzichten. Ach ja, man sollte auch keine zeitlichen Limits setzen, mehr als zehn Minuten sollte man sich am Anfang nicht zumuten.
Ich persönlich glaube, daß man über die Visualisierungen in der Tiefenentspannung der inneren Ruhe am nächsten kommen kann.
Wer sich einmal etwas Gutes tun möchte, sollte einmal einen Kurs in Autogenem Training an einer VHS besuchen. Dieses Training bedient sich der Entspannungstechniken der Meditation, jedoch ohne einen spirituellen Überbau.
Vorteil der VHS-Kurse ist auch, daß sie nicht viel kosten und die meisten Krankenkassen einen Teil der Kosten übernehmen.
Es macht Spaß seinen Körper auf besondere Weise kennenzulernen. Wir besitzen dabei mehr Fähigkeiten, als die meisten sich vorstellen können.
Merlin