Beiträge zum Thema: Erfahrungen - Blockade oder Fortschritt?

 
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Sonnenschein1958
Sonnenschein1958
Anzahl Beiträge: 476
Wenn ich auf mein Leben zurückblicke, sehe ich vieles, was mein Leben geprägt hat. Nicht nur das, was ich selbst, am eigenen Leib erfahren habe, sondern auch das, was ich in meinem Umfeld, bei mir nahestehenden Menschen gesehen und 'gefühlt' habe.
Ein Leben, das 'wild' begann, mit selbst auferlegten Einschränkungen fortgeführt wurde, in dem übernommene Wertvorstellungen gelebt und verworfen wurden und das nun mit dem ganzen Wust der Erfahrungen gelebt werden muss.

Merkwürdigerweise prägen aber negative Erfahrungen stärker als positive. Ich weiß nicht mehr, wann ich ein Risiko einging (am Berg vielleicht, als ich bei Gewitter an einem steilen Abhang ohne Weg mich von einer Legföhre zur anderen hangelte und trotzdem heil ins Tal kam..).

Es ist, als würde man im Laufe eines Lebens, mit jeder schlechten Erfahrung die man macht, mit einer Lehmschicht umgeben werden, die einen auf Dauer bewegungsunfähig macht. Die erlebten schönen Erlebnisse schaffen es nicht, diese Schicht zu durchdringen.

Am Ende bleibt diese Angst etwas nicht richtig zu machen, etwas zu übersehen, sich auf etwas einzulassen, was nicht gut ist, Fehler zu begehen, die nur Probleme bringen.

Ich hatte vor einigen Jahren einen Fahrradunfall, bei dem ich unwahrscheinliches Glück hatte und 'nur' mein Knie ziemlich verletzt wurde. Noch einmal hatte ich Glück und fand einen guten Arzt, der den Schaden so gut behoben hat, dass ich keinerlei Einschränkungen mit dem Knie habe. Als es verheilt war, bin ich ohne Zögern wieder aufs Fahrrad gestiegen und habe seitdem unendlich schöne Stunden damit verbracht. Warum, frage ich mich, ist das Erlebnis des Sturzes nicht so in mir verblieben wie andere negative Erfahrungen, die ich mit Menschen machte? Eigentlich hätte ich ja nie mehr wieder aufs Fahrrad steigen dürfen.

Vielleicht ist die Negativität aber eher ein Mangel an Vertrauen - zu wem? Zu den Anderen? Zu sich selbst?

Es steht fest, dass man sich Lebensfreude nimmt, wenn man sich von seinen negativen Erfahrungen zu sehr leiten läßt. Die Träume wandeln sich in Alpträume.

Im Tierreich finde ich eine Ähnlichkeit: Alte Rehgeißen neigen dazu, auf alles mögliche ziemlich überempfindlich und mit lautem Gebell zu reagieren. Manchmal komme ich mir auch so vor.
 
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Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 1522
Liebe Sonnenschein,

Erfahrungen sind doch ganz wichtig im Leben.
Ohne Erfahrungen hast Du nicht gelebt - denn ALLES,was Du tust und/oder erlebst . . . sind Erfahrungen.
Nur, die NEGATIVEN Erfahrungen sollten nicht die Oberhand gewinnen - das macht krank und mutlos.
Wie Du selber festgestellt hast, nach dem Fahrradunfall bist Du TROTZDEM wieder aufs Rad gestiegen - und stellst fest: heyyyy,geht doch *lach*

Ich denke - nein,ich bin ÜBERZEUGT!!!!! aus negativen Erfahrungen sollen wir was lernen.
Um dann beim nächsten Mal genau hinzuschauen und zu entscheiden.
Aber nicht,um WEGZUSCHAUEN!!!!
Nehmen wir das Thema MÄNNER - sicher haben wir alle so unsere Erfahrungen gemacht, sind auf die Nase gefallen und haben gesagt: NIE WIEDER!!!!!!!!!!!!!!
Da lohnt sich der "ganze Aufwand" nicht . . .
Und dann, wenn Du gar nicht mehr dran denkst oder mit dem Thema abgeschlossen hast - - - - macht es auf einmal KLICK und Dein Herz klopft ein paar Takte schneller *wie schööööön*
Jetzt nur nicht die uralten Sachen wieder hervorholen:
ach ja, der eine hat auch so . . . . .und dann hat er mir doch weh getan . . . .
Suche lieber nach den GUTEN Erfahrungen - suche DIE STUNDEN, die Dir mal gut getan haben (wie bei Deinem verstorbenen Fotografen) . . ..
Denn schau, es wäre doch schade, wenn frau genau DIE Gelegenheit verstreichen ließe . . . . . .

Jocki
 
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Sonnenschein1958
Sonnenschein1958
Anzahl Beiträge: 476
Vielen Dank, liebe Olivia,

ja es stimmt, Du hast Recht: Kinder und Enkel sind kein Ersatz, sondern ein eigener Bereich. Vorallem aber bleibt einem (zum Glück) noch das eigene Leben - vorallem bei den Enkeln.

Heut, auf dem Weg zur Arbeit, ENDLICH wieder mit dem Fahrrad durch den Wald, fielen mir viele Dinge ein, die ich sehr liebe und die ich schon lange nicht mehr gemacht habe. Der Sommer liegt noch vor mir und auch mein Urlaub. Ich liebe es, alleine in die Berge zu gehen, Radtouren zu machen. Ich lebe dann in meiner Welt, schreibe unterwegs, zeichne, mir fallen so viele Dinge ein und auf, für die alle meine Männer nie Verständnis, sondern immer nur ein Kopfschütteln hatten und wenn ich Pech hatte, sich beleidigt fühlten. Nur einen gab es, der war anders, ein platonischer Freund, Fotograf und (leider) völlig ungeeignet für das, was man im allgemeinen unter Beziehung versteht... Mit ihm war ich noch einmal Kind, wir fuhren zu zweit auf dem Fahrrad durch die Stadt und von einem Ort zum anderen - bei Gewitter, ich mit dem Schirm vorne auf der Fahrradstange. Schon dafür, dass ich sowas erleben durfte, sollte ich meinem Schicksal dankbar sein.
Naja, er nahm sich das Leben vor 5 Jahren. Er war unheilbar krank und er entschied, dass es für ihn kein Leben mehr war. Ich denke oft an ihn, aber meist mit einem Lächeln, wenn ich an unsere Erlebnisse denke.

So gefällt es mir gut alleine und es ist mir nicht traurig zumute - im Gegenteil.
Morgen Früh werde ich sehr früh losfahren und auf einer Waldwiese, inmitten eines Wildschwein-Geheges, frühstücken - hab auch schon einiges vorbereitet. Mal sehen, ob ich unbehelligt bleibe... Ansonsten muss ich halt die Flucht vor den unerwünschten vierbeinigen 'Gästen' ergreifen. Danach gehts in die Arbeit. Auf alle Fälle werde ich ihnen erzählten, dass ich nichts lieber als Wildschweinbraten esse!

Liebe Olivia, mir gehts wieder gut und ich stimme Dir zu, vielleicht begegne ich noch einmal einem Mann, der in mein Leben paßt bzw. in dessen Leben ich passe. Wer weiß?

Ganz liebe Grüße!
Nora
 
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Sonnenschein1958
Sonnenschein1958
Anzahl Beiträge: 476
Liebe Olivia,

mir fiel der Vergleich ein, als ich morgens auf dem Fahrrad saß und durch den Wald fuhr...
In der Tat haben alte Rehgeißen große Erfahrung und offenbar regt sie dann alles mögliche auf. Wir Menschen ticken auch nicht anders, sind wir doch auch nichts anderes als hochentwickelte Säugetiere. Von der Geburt bis zum Tod tanzen wir den Tanz des Lebens. Mittendrin 'befällt' uns der Trieb der Fortpflanzung. Was hier und anderswo bei den Partnerschaftsagenturen passiert, hat seine Wurzeln in diesem Trieb.

Ich beschäftige mich seit einiger Zeit mit Paläoantropologie und es ist sehr spannend, das menschliche Verhalten auf ein Urverhalten zurückzuführen. Manches finden wir auch bei unseren nächsten Verwandten, den Primaten und so schließt sich der Kreis.

Warum also sollte eine Frau, die schon viele Jahrzehnte gelebt und erfahren hat, sich grundsätzlich anders verhalten als z. B. eine alte Rehgeiß. Es zeigt, dass wir unsere Instinkte noch nicht verloren haben - auch wenn Homo Sapiens Sapiens versucht, alle Lebenslagen mit dem Gehirn bzw. dem Verstand zu lösen. Zwingen wir uns in allem zur Ruhe und zum Nichtreagieren, übergehen wir natürliche Aufregungen, stehen wir am Ende dort, wo in der Natur ein Tier steht, das seine Instinkte verloren hat...

Nora

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