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Merlin47
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Die Parabel mit dem Regentropfen fände ich sinnvoller, wenn man sich in dieser Situation daran erinnern würde, daß es nach jedem Regen auch einmal wieder einen Sonnenschein gibt.
Es ist nicht klug, sich ständig froh zu reden oder die Gegebenheiten zu ignorieren. Wichtiger ist es doch diese Dinge anzunehmen und zu lernen damit richtig umzugehen.
Ständiger Gleichmut entspricht nicht dem Wesen des Menschen, sondern ist ein Ziel unseres rationalen Geistes. Wie Cardia, sich selbst zu erkennen und sich mit gütiger Nachsicht anzunehmen, halte ich für den besseren Weg.
Fatal wäre es jedoch, wenn man sich nun diese Einsicht als Entschuldigung an Stelle des richtigen Umgangs mit dieser Sache setzen würde.
Ist es nicht so, daß wir oft die Schuld bei anderen suchen, wenn wir mit unserem Verhalten eine Grenze überschritten haben?
Gestehen wir uns doch einfach ein, daß wir einmal wieder selbst über die Stränge geschlagen haben und lernen daraus, wie wir bei der nächsten Situation damit umgehen wollen. Nur mit dieser Einsicht werden wir auf Dauer etwas in unserer Seele verändern.
Wir Menschen setzen uns ständig unbewußt in ein Verhältnis zu anderen Dingen, um unser Selbstverständnis auszuloten.
Das hört sich auf den ersten Augenblick recht unverfänglich an, hat aber so seine Tücken. Wer sich zum Beispiel Ziele setzt, die er nicht erreichen kann, wird in seiner Seele ein Gefühl der Ohnmacht und des Versagens verbreiten, was wir letztlich als Mißstimmung empfinden.
Es nützt also nichts, wenn wir uns an einem schlechten Tag mit unserer rationalen Logik etwas vorgaukeln, was von unserer Seele völlig anders gesehen wird.
Das ist übrigens auch ein Problem der Religionen, den dort wird ein Wertekanon hergestellt, den wir auf uns selbst und andere übertragen. Ein Kanon, der so hoch gesteckt wird, daß in kein Mensch mehr erreichen kann. Selbst Jesus konnte diesen Werten nicht immer gerecht werden.
Wer sich also überschaubarere Ziele steckt und sich selbst annimmt, so wie er ist, wird auf Dauer glücklicher sein.
Merlin