Beiträge zum Thema: Gedichte

 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
[size=4]Lasst mich mal raten ...


Man lässt mich warten
Lasst mich mal raten
Als wär' ich mal Luft

Mal Filet zum Anbraten

Zum Ersten löst sich die Zeit niemals auf
Zum Zweiten schlägt man wüst auf mich drauf
Und schlägt die Zähne fest in mich rein

Da bin ich doch lieber Luft
Manchmal auch als Rosenduft



(Levrai)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
[size=4] So, wie du mich leise berührst

So
Wie du mich leise
Berührst
Heimlich
Der erste Frühlingstag
Verführst
Den Sommer
liebkost
Im Herbst
mit allen Sinnen
befreit, uns erleben



(Christian Parisius)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
Sei ein braver Biedermann,
Fange tüchtig an zu loben!
Und du wirst von uns sodann
Gerne mit emporgehoben.

Wie, du ziehst ein schiefes Maul?
Willst nicht das dich andre adeln?
Na, dann sei mir ja nicht faul
Und verlege dich aufs Tadeln.

Gelt, das ist ein Hochgenuß,
schwebst du so mit Wohlgefallen
als ein selger Kritikus
Hoch erhaben über allen.



(Wilhelm Busch)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
Spinngewebe

Ein flüchtig Bild, ein flüchtig Wort,
Phantasie die schweifende, klebt
ihren Faden dran, spinnt fröhlich fort.
Wie zierlich das Gewebe schwebt!
Brummelt ein großer Brummer hinein
und das zarte Gespinst zerreißt.
Das muß ein Kritiker sein,
wie wär er sonst so dreist?



(Gustav Falke (1853 - 1916), deutscher Lyriker und Kinderbuchautor)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................

[size=4]Sie hat nichts und du desgleichen

Sie hat nichts und du desgleichen,
Dennoch wollt ihr, wie ich sehe,
Zu dem Bund der heiligen Ehe
Euch bereits die Hände reichen.

Kinder, seid ihr denn bei Sinnen?
Überlegt euch das Kapitel!
Ohne die gehörigen Mittel
Soll man keinen Krieg beginnen.


(Wilhelm Busch)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
Es reden und träumen die Menschen
viel von besseren Tagen,
nach einem glücklichen, goldenen
Ziel,
sieht man sie rennen und jagen.
Die Welt wird alt und wieder jung,
doch der Mensch erhofft
Verbesserung.


(Friedrich von Schiller)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
Ich sehe die Welt,
doch ihre Bilder sind matt.
Ich höre die Welt,
doch ihr Klang ergibt keine Musik.
Ich rieche die Welt,
doch bei dem Geruch wird mir übel.
Ich schmecke die Welt,
doch ihr Geschmack ist fad.
Ich ertaste die Welt,
und erschrecke mich bei jeder Berührung.
Wenn ich die Welt fühle,
spüre ich das vom Leid verdeckte Glück.
Ich schreie in die Welt,
doch im Echo klingt die Ohnmacht.
Die Welt schreit und niemand hört es.


(Karl Talnop)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
Der Mitläufer

Ein Mensch, geboren ungeformt,
lässt sich von allen Seiten,
durch Konvention und Stand genormt,
erst mal von allen leiten.

Und später dann, schon angepasst,
verinnerlicht die Ziele,
die andre für ihn ausgedacht,
gewöhnt sich an die Mühle.

Sein Ego dauernd füttert er,
mit allem, was gepriesen,
verstopft die Seele immer mehr,
die eigentlich sollt´ fließen.

Der Mensch sieht hinter sich und denkt,
was hab´ ich mich verbogen,
hätt´ ich doch nur den Weg gelenkt,
und nicht mich selbst betrogen.

Gebeugt, die Stimmung trister,
fragt sich am Schluss: Wer ist er?


(Ratsch)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
Das eigensinnige Schwein

Das Schwein, das Schwein, das steckt so recht
Voll Trotz und Eigensinn.
Wohin mans gerne haben möcht,
Da wills durchaus nicht hin.
Drum, soll es vorwärts, zieht man fein
Am Schwänzlein es zurück;
Und dass ein schwänzlein ist am Schwein,
Das ist ein wahres Glück!


(Johannes Trojan)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
Die Welt ist immer so wie du:
Ein Lächeln, und sie lacht dir zu,
ein wenig Trotz, ein wenig Zorn
und statt der Rose blüht der Dorn


(Simon Dach, 1605-1659)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
[size=4]
Selber Denken, selber Lenken


Warum ist der Mensch nicht frei,
wird kontrolliert von allerlei?
Warum kann er nicht selbst entscheiden,
ist Sklave des Staates, der Politik, von beidem?

Warum werden wir geformt,
entindividualisiert, genormt?
Warum kann der Mensch nicht denken allein,
muss er Gefangener der Medien sein?

Warum glauben wir daran,
ein anderer käme an uns nicht ran?
Warum sind wir so unverfroren
und haben uns über die Tiere erhoben?

Warum sind wir kaum besserlich,
haben viele Gaben doch nutzen sie nicht?
Warum gebrauchen wir unsern Verstand nur in Raten,
tun lieber bedingungslos einem Herrn nachwaten?

Ohne Würde, blanker Hohn,
völlig dem Verstand entflohen!

Der Leitspruch einer ganzen Welt:
„Ohne Moos nix los!“ gefällt?

Wenn DU dies liest und dir wird Bang,
dann kannst DU hoffen noch so lang.

Zählt für dich mehr als Macht und Geld,
tust auch was anderen nicht gefällt?
Bist DU bereit noch selbst zu denken,
lässt dich nicht gern von jemand lenken?

Willst all das nicht mehr tolerieren
und bist bereit was zu riskieren?
Weißt Undank ist der Welten Lohn,
wirst ernten meist nur Spott und Hohn?

Dies alles schreckt dich nicht gleich ab?
Dann sei dabei und mach nicht schlapp,
hilf uns, denen die im dunkeln Leben,
die Wahrheit an das Licht zu heben.

Bis JEDER weiß wo lang es geht
und emsig nach dem Wege strebt,
der Freiheit bringt und Glück auf Erden,
wo JEDER kann er selbst dann werden.


(C.B.)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
Das Ideal

Ja, das möchste:
Eine Villa im Grünen mit großer Terrasse,
vorn die Ostsee, hinten die Friedrichstraße;
mit schöner Aussicht, ländlich-mondän,
vom Badezimmer ist die Zugspitze zu sehn -
aber abends zum Kino hast dus nicht weit.

Das Ganze schlicht, voller Bescheidenheit:

Neun Zimmer - nein, doch lieber zehn!
Ein Dachgarten, wo die Eichen drauf stehn,
Radio, Zentralheizung, Vakuum,
eine Dienerschaft, gut gezogen und stumm,
eine süße Frau voller Rasse und Verve -
(und eine fürs Wochenend, zur Reserve) -
eine Bibliothek und drumherum
Einsamkeit und Hummelgesumm.

Im Stall: Zwei Ponies, vier Vollbluthengste,
acht Autos, Motorrad - alles lenkste
natürlich selber - das wär ja gelacht!
Und zwischendurch gehst du auf Hochwildjagd.

Ja, und das hab ich ganz vergessen:
Prima Küche - erstes Essen -
alte Weine aus schönem Pokal -
und egalweg bleibst du dünn wie ein Aal.
Und Geld. Und an Schmuck eine richtige Portion.
Und noch ne Million und noch ne Million.
Und Reisen. Und fröhliche Lebensbuntheit.
Und famose Kinder. Und ewige Gesundheit.

Ja, das möchste!

Aber, wie das so ist hienieden:
manchmal scheints so, als sei es beschieden
nur pöapö, das irdische Glück.
Immer fehlt dir irgendein Stück.
Hast du Geld, dann hast du nicht Käten;
hast du die Frau, dann fehln dir Moneten -
hast du die Geisha, dann stört dich der Fächer:
bald fehlt uns der Wein, bald fehlt uns der Becher.

Etwas ist immer.
Tröste dich.

Jedes Glück hat einen kleinen Stich.
Wir möchten so viel: Haben. Sein. Und gelten.

Daß einer alles hat:
das ist selten.


(Kurt Tucholsky)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
[size=4]Tod und Leben

Wenn du erzählest, Deutsche Geschichte,
Hexenprozesse, Hexengerichte,,
segne ich unsere Zeit,
wo man weit und breit
keine deutsche Hexe kennt,
keine foltert und verbrennt.
Die Menschen waren früher dumm und schlechter,
doch wir sind aufgeklärt und viel gerechter!

Wenn du erzählest, Deutsche Geschichte,
von Demagogen deine Berichte,
ist ein Hexengericht
doch so schlimm noch nicht,
als auf Fürstenmachtgebot
jahrelang lebendig tot.
Die Menschen waren früher dumm und schlechter,
und wir - sind aufgeklärt und viel gerechter !



(Hoffmann von Fallersleben)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
Guter Rat

Springer, der in luft'gem Schreiten
Über die gemeine Welt,
Kokettieret mit den Leuten,
Sicherlich vom Seile fällt.

Schiffer, der nach jedem Winde
Blas' er witzig oder dumm,
Seine Segel stellt geschwinde,
Kommt im Wasser schmählich um.

Weisen Sterne doch die Richtung,
Hörst du nachts doch fernen Klang,
Dorthin liegt das Land der Dichtung,
Fahre zu und frag nicht lang.


(Joseph Freiherr von Eichendorff)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
„Ich weiß, dass mir nichts gehört als der Gedanke, der ungestört
aus meiner Seele will fließen
und jeder günstige Augenblick,
den mich ein liebendes Geschick von Grund aus lässt genießen.“



(Johann Wolfgang von Goethe)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
Selige Sehnsucht


Sagt es niemand, nur den Weisen,
Weil die Menge gleich verhöhnet,
Das Lebend'ge will ich preisen,
Das nach Flammentod sich sehnet.

In der Liebesnächte Kühlung,
Die dich zeugte, wo du zeugtest,
Ueberfällt die fremde Fühlung
Wenn die stille Kerze leuchtet.

Nicht mehr bleibest du umfangen
In der Finsterniß Beschattung,
Und dich reißet neu Verlangen
Auf zu höherer Begattung.

Keine Ferne macht dich schwierig,
Kommst geflogen und gebannt,
Und zuletzt, des Lichts begierig,
Bist du Schmetterling verbrannt,

Und so lang du das nicht hast,
Dieses: Stirb und Werde!
Bist du nur ein trüber Gast
Auf der dunklen Erde.



(Johann Wolfgang von Goethe)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
Warum wird gefreit?

Der erste freit um die Dukaten,
der zweite um ein schön Gesicht.
Der dritte kann nicht länger warten,
der vierte, weil Mama so spricht.
Der fünfte ist nicht gern allein,
der sechste will doch auch mal frein.
Der siebente und achte sind so dumm,
die wissen selber nicht warum.

(aus Preußen)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
Christiane Vulpius

1788, im Alter von 39 Jahren, lernte Goethe die 23jährige Christiane Vulpius kennen. Obwohl sie nur eine einfache Blumenbinderin in einer Kunstblumenfabrik war, lebten Goethe und Christiane bis zu deren Tod im Jahr 1816 zusammen. Erst 1806 heiratete Goethe seine Geliebte allerdings. Mit ihr hatte er wohl seine ruhigste und angenehmste Beziehung, die zudem am längsten andauerte. Christiane war ein heiterer und fröhlicher Mensch, wie das nächste Liebesgedicht von Goethe zeigt:




Frech und froh

Liebesqual verschmäht mein Herz,
Sanften Jammer, süßen Schmerz;
Nur vom Tücht'gen will ich wissen,
Heißem Äuglein, derben Küssen.
Sei ein armer Hund erfrischt
Von der Lust, mit Pein gemischt!
Mädchen, gib der frischen Brust
Nichts von Pein, und alle Lust


(J. W. von Goethe)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
Publikum

Das Publikum ist eine einfache Frau,
Bourgeoishaft, eitel und wichtig,
Und folgt man, wenn sie spricht, genau,
So spricht sie nicht mal richtig.

Eine einfache Frau, doch rosig und frisch,
Und ihre Juwelen blitzen,
Und sie lacht und führt einen guten Tisch,
Und es möchte sie jeder besitzen.


(Theodor Fontane)
 
Beitrag aus Archiv
Ehemaliges Mitglied
Ehemaliges Mitglied
Anzahl Beiträge: 2271
signorina schrieb:
Habe, angeregt durch einen Namen aus dem Forum, ein schönes Gedicht (Ballade) entdeckt. Es ist zu lang, um es hier ganz wiederzugeben. Wer will, kann es ja im Internet nachlesn.

LG

Signorina

---------------------------------------------------------

Der Leuchtturmwärter von „Le Four“
Gedicht von Eleonore Görges

Eine Ballade.

Er war nicht mehr jung, der Leuchtturmwärter von „Le Four“,
Jean-Pierre hieß er, stand kurz vor‘m Ablauf seiner Erdenuhr,
hätt er’s gewusst, hätt’s Freudentränen ihm entlockt,
Herz und Seele hätten im gemeinsamen Taumel frohlockt.
Seit Marie verstorben, seine Frau, die alles ihm war,
fehlte ihre Liebe, mit seinem Leben kam er nicht mehr klar,
in seinem leeren Haus am Strand konnt‘ er nicht mehr sein,
auf dem Festland, ohne Marie, fühlt‘ er sich einsam und allein,
lieber war er auf seinem Leuchtturm, „Le Four“ genannt,
zwei Seemeilen vor der Küste, im Atlantik, vor bretonischem Land.
Auf dieser kleinen Granitinsel fühlte er sich unendlich frei,
stets war ihm, als sei seine geliebte Marie ganz nahe ihm bei,
im Lebenslauf der Gezeiten, in des Meeres speiender Kraft,
war sie bei ihm, um ihn, in ihm, wenn auch nur feenhaft,
oft hörte er ihre Stimme in den Wellen, im lauten Rauschen,
zart klang sie hindurch, stundenlang konnte er ihr lauschen.
Wenn seinen Namen sie rief und flüsterte, dass sie ihn liebe,
dann wünschte er von Herzen sich, dass die Zeit stehen bliebe,
in manchen Bildern, die wild schäumende Gischt ihm gebar,
sah er Maries’ wunderschönes Antlitz, sie lächelte fürwahr,
auch des Nachts, am himmlischen Firmament sah er sie,
zwischen all des Himmels Sternen war sie schön wie noch nie.
Selbst ihre Wärme spürte er, es war die Sonne, die sie ihm schenkte,
Marie sang ihre Lieder ihm, bis eine stürmische Welle sie versenkte,
oft war er allein hier, jedoch war niemals er einsam,
nur hier noch lebte er Tage und Nächte mit seiner Frau gemeinsam.
Wenn er schlaflos im Bett lag und aus des Leuchtturms Fenster sah,
durch diese kleinen Scheiben, auch dann war sie ihm ganz nah,
manch Traumes Gnade gar legte Marie in seine wartenden Arme,
er roch ihren Duft, fühlte ihr Haar, spürte seine Frau, die Warme.
Dann fühlte er stark sich, war glücklich und trotzte dem Leben,
wie „Le Four“, sein Leuchtturm, in seinem Himmelhochstreben,
an dem oft die größten Wellen sich brechen, ihn ganz verdecken,
er trotzt beständig, lässt Wellenzungen wund sich an ihm lecken.
Im vorletzten Jahrhundert aus bretonischem Steine gebaut,
vor Gefahren die Schiffe warnt, weit übers Meer hinaus schaut,
den sicheren Heimweg blitzt beständig er jedem Fischer,
ein tiefer Ton seines Horns durchdringt die Nebelwand sicher.
So schenkt „Le Four“ auch Jean-Pierre ab und zu Stunden,
die beinahe er glücklich, trotz seiner tiefen Herzenswunden,
drum weilt er hier, mag aufs Festland längst nicht mehr gehen,
hier nur kann seine Marie er hören, kann sie fühlen und sehen.

Und so geschah es in einer stürmischen Nacht,
Jean-Pierre und sein Leuchtturm hielten eisern die Wacht,
das Meer tobte wild, hoch trieb der Sturm dessen Wellen,
schlug sie gegen „Le Four“, dass es klang wie donnern und bellen.
Ein alter Fensterladen, der noch nicht ward verschlossen,
schlug immer wieder auf und zu, brüllte in die Nacht unverdrossen,
laut schrie das Meer nach ihm, Jean-Pierre hörte es nicht,
schlug immer wieder gegen die Eingangstür, löschte aus das Licht.
Es kratzte an „Le Four“, wollte Steine und Leben ihm rauben,
die Wellen überschlugen sich, ließen ächzen seine alten Schrauben,
die Gischt spie beständig weiße Schaumkronen in sein Licht,
der Leuchtturm jedoch lachte mitten in des Teufels Gesicht.
„Mich holst du nicht, bin stärker und warne weiter vor dir,
all die kleinen Fischer, die großen Schiffe weit unter mir,
du kannst bäumen dich, kannst schreien, speien und toben,
all meine Kraft und Stärke sind lang schon sagenumwoben.“

Wer in dieser Nacht „Le Four“ hat gesehen,
der weiß, dass er verhindern wollte, was dann ist geschehen,
tief in die Hüften stemmte er seine Arme, stand breit und schwer,
wollte schützen Jean-Pierre, der jedoch spürt‘ ihn nicht mehr,
denn es rief Marie mit leiser Stimme ihn beim Namen.
Durch die Wellen, die er sah, die schreiend und speiend herankamen,
sah er ihr geliebtes Antlitz, das stets näher ihm kam,
dass sein Herz, seine Seele erneut gefangen nahm.
„Oh komm, mein Geliebter, lang schon wart‘ ich auf dich,
diese wilde Nacht ward geboren nur für dich und mich,
leg‘ dich behutsam in die weichen Arme der Wellen,
die verzweifelt dich suchen, ständig sich zu dir gesellen,
ich warte auf dich in der Endlosigkeit aller Gezeiten,
komm zu mir, du musst nur die hohen Wellen begleiten.“

Das Herz von Jean-Pierre fing wild an zu pochen,
vergessen ganz schnell hundert einsame Wochen,
„zum Leuchtfeuer muss ich, ganz oben hinauf“,
einhundert achtundzwanzig Stufen im schnellen Lauf.
Die schwere Tür nach außen, er schaffte sie kaum,
denn Wellen schlugen dagegen, er jedoch war im Traum,
wollt‘ zu seiner Frau, wollt‘ mit ihr wieder leben,
nahm alle Kraft, die der Herrgott ihm je hat gegeben,

.............................................
Die Stechfliege:

Was schwärmst du denn immer?
Unhöflicher Gast!
Du fällst hier im Zimmer
entsetzlich zur Last!
Viel Unlust erleiden
die Menschen durch dich.
So sei doch bescheiden
und sittsam wie ich!

Die Brummfliege:
O bleib mir zu Hause
mit deiner Moral!
Was macht mein Gesause
dem Menschen für Qual?
Ihm wär es erfreulich,
wenn du mir nur glichst;
du lebest so heilig,
so ehrbar, und – stichst!

August Friedrich Ernst Langbein (1757 - 1835), deutscher Dichter und Schriftsteller

© 2023 lebensfreude50 . All Rights Reserved.

Scrollen