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Orlanda
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Liebe Gundulabella,
das ist ein interessantes Thema, das Du da eröffnet hast - es gibt Gelegenheit zu philosophieren...
Und es paßt genau zu dem Buch über den Duft der Zeit. Der Autor schreibt, dass, wenn man ständig Angst hat nicht genug zu erleben und von einem "Event" zum anderen hetzt, das Leben deshalb nicht länger oder ausgefüllter würde. Es würde die Zeit atomisiert, so dass man letztendlich das Gefühl hat, das Leben verginge viel zu schnell. Was wir brauchen ist das Gefühl der Dauer.
Und damit komme ich wieder zu dem zurück, was Du geschrieben hast. Im Buch steht auch, dass wir uns keine Zeit mehr nehmen Schlusspunkte zu setzen, alles ginge ineinander über.
So geschehe auch der Tod zur Unzeit - und das Gefühl, es könnte jeden Moment zu Ende sein (auch wenn wir uns gesund fühlen), ängstigt uns.
Würden wir unser Leben ruhig leben und darauf vertrauen, dass es bis zum Ende dauern wird (und wir es damit gedanklich in eine weite Entfernung rücken), so würde der Tod uns nicht so 'ängstigen' oder so fürchterlich vorkommen.
Klar, es kann immer vorbei sein, aber es steht 50 zu 50 und somit ist kein Grund vorhanden, der Minusseite mehr Bedeutung zu geben als der Plusseite.
Man sollte mehr Dauer ins Leben bringen, auch sogenannte Langeweile ertragen, denn auch die Distanzen (Leerläufe) sind wichtig.
Der moderne Mensch versucht Distanzen abzuschaffen; alles geht ineinander über, ob bei einer Reise, wo man möglichst schnell von A nach B will, oder im Alltag, aus dem man die Zeit der Überbrückung (das Warten) am liebsten auch wegrationalisieren würde.
Man lebt immer nur von einem 'Event' zum nächsten und was dazwischen ist, fällt einfach raus...
Darum: Carpe diem - und auch jede Minute des Lebens...
Orlanda