Zum Thema "Freundinnen" aus meiner Sicht:
Als Kind und Jugendliche hatte ich keine wirklichen Freundinnen, sehr wohl Spielkameradinnen. Tiefe Freundschaften mit Frauen erlebte ich erst als Erwachsene. durch geographische, familiäre und berufliche Veränderung wechselten auch diese Beziehungen.
Eine dieser besonders engen und vertrauten Freundinnen erkrankte psychisch schwer und muss seitdem Tabletten einnehmen, die sie wesensmäßig sehr stark verändern. Dies ist sicher notwendig, um ihr ein Leben in Normalität zu ermöglichen. Für mich als "alte" Freundin war dies ein sehr schmerzhafter Lernprozess. Lange Zeit trauerte ich sehr den schönen gemeinsamen Erlebnissen nach, die nun nicht mehr mit ihr möglich waren, und ich zog mich sogar von ihr zurück. Irgendwann bekam ich dann zum Glück die Kurve, den gegenwärtigen und voraussichtlich für immer andauernden Zustand so hinzunehmen, wie er ist, zu akzeptieren, dankbar zu sein für alles, was noch mit ihr mögich ist. So treffen wir uns von Zeit zu Zeit zum Essen in einem Restaurant. Ich habe es nach vielen Jahren Haderns wirklich geschafft, nicht mehr traurig zu sein, sondern mich zu freuen, dass es sie noch gibt. Es gelang mir sogar, sie beim letzten gemeinsamen Essen so zum Lachen zu bringen, wie sie es früher immer tat. Es war solch ein wunderbares, zutiefst ansteckendes Lachen, das ich zehn Jahre sehr vermisst hatte.
Da ich beruflich ziemlich eingespannt bin, habe ich sonst außer einer wunderbaren Schwipp-Schwipp-Schägerin keine weiteren Freunde, jedoch freue ich mich, zu einer Handvoll Kolleginnen freundschaftliche Beziehungen zu haben, d. h. wir wissen voneinander sehr viel, wesentlich mehr, als man sonst Kolleginnen gegenüber preisgeben würde. Und: Wir können einander auch bedingungslos vertrauen.