Liebe Germaine,
ich schreibe hier über Erfahrungen - teils meine aus meinem Umfeld, teils aus den Erzählungen meiner Tochter. Dass es Frauen gibt, deren Arbeit lebensnotwendig ist, ob als Alleinerziehende oder in einer Partnerschaft ist Tatsache. Diese Frauen nölen aber nicht herum, sondern sind ehrlich erschöpft, nennen Mißstände konkret und haben weder Zeit noch den Nerv zu "zicken".
Aber es gibt sie schon auch, die Damen, von denen ich geschrieben habe. Wer wagt sich heute noch zu behaupten, dass Hausfrau mit Kindern ein Beruf ist, der sehr anspruchsvoll und aufreibend ist? Lieber macht Frau einen "blödsinnigen" Job in der Firma, als die Organisation einer mehrköpfigen Familie zu übernehmen! Lieber sich mit anstrengenden Kollegen auseinander setzen zu müssen, als sich mit den eigenen Kindern beschäftigen. Ich hab diese Aussprüche von Frauen selbst gehört, wie eintönig und langeweilig es sei, sich mit einem Kind zu unterhalten. Wer weiß, wie bescheuert so mancher Tratsch in der Firma abläuft und wie spannend es sein kann, den Erzählungen eines Kindes zu lauschen, hat für derartige Ansichten kein Verständnis.
Dass Männer weniger die Familienzeit in Anspruch nehmen liegt wohl auch daran, dass der Familienmann immer noch nicht so gut angesehen ist und Mann befürchtet beruflich ins Abseits zu kommen. Das geschieht auch Frauen - und DAS ist ein Mißstand!
Männer... Frauen... manchmal denke ich, es ist ein heilloses Durcheinander. Die alten Formeln sind (zum Glück) nicht mehr da und die neuen funktionieren noch nicht so wie sie sollen. Überall müssen erst neue Erfahrungen gemacht werden, ob in der Kindererziehung, in den Partnerschaften, in der Lebensgestaltung. Wie leben wir als Single, wie als Familie, unter neuen, modernen Gesichtspunkten. Es soll gut sein, es soll alle Menschen glücklich machen, unser Kinder zu glücklich(er)en Menschen machen und und und...
Ein Zurück in die Großfamilien wird es nicht mehr geben - aber was machen wir mit unseren Kindern, unseren Alten...
Ich meine aber, dass wir Mitteleuropäer es heute besser haben als es jemals war. Viele sind überfordert, gestresst - das löst sicher auch diese "Stutenbissigkeit" oder andere, irgendwie genannte sonderbare Verhaltensweise aus...
Nora