Beiträge zum Thema: ein (letztes) Tabu - die Einsamkeit

 
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Ich meine wie Merlin - es ist ein Gefühl und das spielt sich hauptsächlich im Kopf ab.

Früher hatten die Menschen andere - exentielle Sorgen - aber sie lebten in Großfamilien zusammen, wo jeder gebraucht wurde und seine Aufgaben hatte.

Inzwischen arbeiten wir immer weniger, leben immer komfortabler und werden immer unglücklicher.... denn wer die Einsamkeint so beschreibt wie hier (und ich denke, das stimmt) beschreibt auch das Unglück.

Über die "Sucht gebraucht zu werden" sind ganze Bücher geschrieben worden, Aber bei vielen hat sich das inzwischen umgekehrt: Sie suchen den einen, die eine, die ihre Wünsche erfüllen. Und das kann nicht funktionieren.

Ein Patentrezept hab ich auch nicht - aber für mich gibts das Problem nicht - ich lebe von Minute zu Minute und kann (fast) jedem Augenblick etwas abgewinnen, ganz gleich, ob ich in Gesellschaft oder allein bin.

Schönen Tag noch
Merope
 
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Hallo Signorina,
ich finde, Du hast das sehr gut (auch in meinem ursprünglichen Sinne) definiert.
Daß "Einsamkeit" vererblich sein könnte - auch das erscheint mir denkbar, da sie ja in direktem Zusammenhang auch mit bestimmten charakterlichen Eigenschaft en steht.

Merlin; bei Deinen Worten stellt sich mir die Frage, was es für eine Gesellschaft bedeutet, wenn es viele Einsame oder Isolierte Menschen in dieser Gesellschaft gibt.

emirena
 
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signorina
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Hallo Merlin,

ich glaube, wenn jemand in die "Abwärtsspirale" gelangt, ist ein "Stopp" oder eine "Umkehr" oft sehr schwierig.

Signorina
 
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Merlin47
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Liebe Signorina,

jeder Mensch steckt sich innere Ziele und verfolgt eine bestimmte Lebensphilosophie – der eine große und der andere kleine. Mancher ist schon zufrieden, mit dem, was er hat und möchte dieses bewahren, andere hingegen sind mit dem unzufrieden, was sie nicht haben.

Merlin
 
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signorina
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Hallo Emirena,

nachdem der Begriff „Einsamkeit“ auch in Verbindung mit einer Krankheit gebracht wurde, ist vielleicht eine genauere „Definition“ sinnvoll.

Ca. 1/3 sollen in Deutschland Angst vor der Einsamkeit haben. Das ist vermutlich auch der Grund, warum es für viele ein „Tabu“-Thema ist. Sie verbinden damit oft persönliches und soziales Versagen; es passt nicht in unsere Spaß- und Leistungsgesellschaft. Betroffene haben den Ruch des Losers und des Psychopaten, der es nicht schafft, Freunde oder einen Partner zu gewinnen.

In Bezug auf den Menschen ist „Einsamkeit“ negativ besetzt. (Der „einsame Held“.) Lediglich bei der Redewendung „das ist einsame Spitze“ wirkt es positiv.

Das Gefühl der Einsamkeit entsteht auch, wenn Menschen keine inneren Ziele und keine Perspektiven für ihre Lebensgestaltung haben.

Die Bezeichnung „einsamer Wolf“ stellt dagegen jemanden dar, der sich selbst gefunden hat und seine Bedürfnisse kompromisslos allein auslebt.

Einsamkeit sollte auch nicht mit „Alleinsein“ gleichgestellt werden. Die hier gemeinte „Einsamkeit“ entspricht wohl eher dem „Isoliertsein“.

Alleinsein ist dagegen eher eine „positive Ausprägung“ einer freiheitlich gewählten Situation, in die sich der Einzelne zum Lesen, zum Spazierengehen, zum Radfahren usw., also zum „Für-sich-Sein, zurückzieht.

Durch bestimmte Persönlichkeitsmerkmale soll die „Einsamkeit“ sogar vererbbar sein. Natürlich können auch durch die Einsamkeit „Depressionen“ entstehen, da einsame Menschen eher zu trauriger Passivität und sozialem Rückzug neigen. Auch neigen sie oft zur „Beratungsresistenz“ und lassen sich ungern von anderen Ratschläge geben.

Da kann meistens nur noch professionelle Hilfe etwas ausrichten, um eine „chronische Isolation“ zu vermeiden

Generell gilt auch hier, man muss sich selbst diesem Problem stellen und nicht ausblenden, um auch hier gestärkt daraus hervorzugehen. Unabhängig davon, ob es für viele ein „Tabu-Thema“ ist oder nicht.

Signorina
 
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ein Urteil darüber, wer an seiner Einsamkeit selbst Schuld ist und warum, möchte ich mir eigentlich nicht anmaßen.

Es gibt wie immer solche und solche, die einen kommen aus einer solchen Phase wieder heraus, die anderen nicht.

Ich behaupte nach wie vor, dass sich viele Menschen selbst etwas vormachen. Da wird beteuert, daß einem das selbst nie passieren könnte - aber hinter dem schönen Schein sieht es oft zappenduster aus.
Das Eingeständnis, dass man unter Einsamkeit leidet, wird mit Spott bestraft und evtl. mit allerlei klugen Ratschlägen, wer was wie getan hat, um einer nicht selbstgewollten Einsamkeit zu entgehen.

Ich merke auch, daß die Definition der Begriffe unterschiedlich ausfällt.
Ja, Orlanda, ich meine hauptsächlich geistig-seelische Einsamkeit, weniger die "leibhaftige".

emirena
 
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Merlin47
Merlin47
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Man glaubt es kaum, aber Einsamkeit ist eigentlich ein Gefühl alle Verbindungen zur Innenwelt verloren zu haben. Dadurch kommt es auch zur Sinnkrise: die eigenen Werte, die Lebensphilosophie, das Selbst und das Dasein werden in Frage gestellt.

Ja, das Verlassensein kann man auf diese Weise selbst in Gesellschaft durchleben.

Merlin
 
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Orlanda
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@Anonymous:
"... Würde die Sonne ihre Strahlen überhaupt wahrnehmen, wenn Sie diese einfach so in den Eter schickte? Braucht sie denn nicht auch ab und zu einen Mond auf dessen Oberfläche sie die Reflektion ihrer Strahlen wahrnehmen kann?..."

Genau das ist es, was dem solitären Homo Sapiens fehlt! Wir brauchen die Reflektion, ohne diese fühlen wir uns wie alleine im Weltall schwebend. Es muss aber nicht der Partner sein, jeder Mensch, mit dem man einer Wellenlänge ist, reflektiert uns.

Ich gebe Dir auch darin Recht, dass man sich in einer Partnerschaft SEHR einsam fühlen kann.
Es gab in meinem Leben vor Jahren einen Samstagvormittag, an dem ich mich sehr, sehr schlecht fühlte. Hatte grad wieder eine Trennung zu verkraften und ich beschloss in die Stadt zu fahren. Als ich aus der UBahn kam, war um mich herum ein großs Menschengetümmel.
Da erfaßte mich eine sehr schmerzhafte Einsamkeit. Mir war als sei ich der einzige Mensch auf der Erde. Ich flüchtete mich in ein Cafe und dort aufs WC um zu heulen. Nie fühlte ich mich einsamer als unter den vielen Menschen.

Wenn ich wirklich alleine bin, am Berg, irgendwo beim Wandern habe ich mich noch nie einsam gefühlt! Einsamkeit entsteht meistens unter Menschen. Vielleicht wird einem erst da die innere Trennung von den Anderen bewußt und das erzeugt dieses Einsamkeitsgefühl?

Orlanda
 
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Orlanda
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Liebe Merope,
solche Geschichten, in denen sich nach langjähriger Partnerschaft ein Partner alleine wiederfindet und dies als Chance für einen Neuanfang sieht, kenne ich auch aus der Verwandschaft und von Bekannten.

Das alte Modell, die feste Einbindung in einen Familienverband, muss heute nicht mehr gelebt werden, man ist, wenn auch nicht reich, so doch weitgehend wirtschaftlich autark. Das heißt, wir modernen Frauen haben es in der Hand, unser Leben so zu gestalten, wie wir es für uns wünschen: Wir sind frei, wir können aber auch gute Beziehungen pflegen, Nähe als auch Distanz zulassen, ohne in Bedrängnis zu geraten.

Aber Einsamkeit, um die es, glaube ich, hier geht, ist auch nicht unbedingt die körperliche, als vielmehr die seelisch-geistige Einsamkeit. Menschen zu finden, mit denen man etwas unternehmen kann ist keine Zauberei: Wer einigermaßen kommunikativ ist, kann sich überall anschließen.
Schwieriger ist es schon, einen Menschen (Mann oder Frau) kennenzulernen, der einem näher steht. Dafür braucht es Zeit und es muss - auch zwischen gleichgeschlechtlichen Menschen - die Chemie stimmen.
Das Problem besteht wahrscheinlich darin, dass man eine Seelenfreundin/einen Seelenfreund nicht so leicht findet und man auch in einer großen Gruppe sich einsam fühlen kann.

Orlanda
 
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Hallo Emirena,
Geschichte aus dem familiären Nähkästchen.
Mein Vater starb kurz vor der goldenen Hochzeit. Sie haben nach außen immer schön Friede, Freude, Eierlikör präsentiert.
ich wohnte damals im gleichen Haus wie meine Eltern, hab die ganzen Beerdigungsformalitäten erledigt, weil meine Mutter als trauernde Witwe nicht dazu in der Lage war....
Nach einer Woche Urlaub ging ich wieder zur Arbeit. ...

Als ich Abends heimkam (und immer gleich nach Mutter sah) traf ich sie in ihrer Wohnung nicht an - dafür hörte ich Geräuche aus dem Keller. Diese kleine, schwache Person stand da mit der Axt in der Hand und schlug die wertvolle, in jahrelanger Bastelei vom Vater liebevoll hergestellte Modelleisenbahn kurz und klein......

Das müssen 49 tolle Jahre gewesen sein!!!!!

Solche Erlebnisse prägen natürlich! Nach dem Tod des Vaters lebte meine Mutter übrigens noch 7 Jahre, hat sich Freundinnen gesucht (die sie vorher nie haben durfte) mit ihnen Halma gespielt und manches Pikolo gelehrt. ;.)))

Ich denke, emirena, du meinst mit der "Einsamkeit" auch nicht unbedingt die fehlende Partnerschaft, sondern fehlende Bindungen. Aber das kann man doch ändern. Auch meine Mutter, die nie selbständig war, hat mit 75 Jahren noch eine Freundin gefunden - und mich hat sie ja auch noch gehabt.

Ich denke, man sollte beizeiten damit anfangen, die familiären Bindungen zu pflegen, auch wenn erwachsense Kinder, Enkel, Geschwister, Schwager und Schwägerinnen, Nichten und Neffen manchmal auf den Nerv gehen.

Es lohnt sich, auszuhalten, denn wie sagt man: Blut ist dicker als Wasser.

Merope
 
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Hallo Merope,

selbstverständlich:
"Aber nicht jeder, der allein lebt, muss zwangsläufig auch einsam sein. " Auf eine solche Idee würde ich auch nicht kommen.

"Ich kann die Stunden mit mir selbst sehr genießen."
ich auch! Viele Menschen können das. Trotzdem gibt es Einsame.

Wie schon gesagt, es ging mir nicht darum, eine Partnerschaft um jeden Preis anzustreben, sondern um Mitgefühl für Menschen, die unter Einsamkeit leiden, aber es als Schande empfinden, dies sich selbst und anderen einzugestehen.

Dass es in Deinem Bekanntenkreis Menschen gibt, die sich dazu bekennen, spricht natürlich für Dich, Merope. Es ist ja eine Frage des VErtrauens.

Einsamkeit ist definitiv keine spezielle Krankheit von Singles. Natürlich nicht.

emirena
 
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liebe Silberstaub,
"raushalten" musst Du Dich wirklich nicht. Mir ging es nur darum, meine Intention genauer zu erläutern.

Was das "Tabu" betrifft, wollte ich damit sagen, dass ich überzeugt davon bin, daß viele Menschen auch hier sich schämen, sich selbst als "einsam" zu bezeichnen, weil es in der öffentlichen Wahrnehmung irgendwie als eine ARt Makel gilt.

In einer Zeit, wo es längst selbstverständlich ist, daß man zu seiner sexuellen Orientierung steht, finde ich diese Art von Scham aber bedenklich.
Sich einsam zu fühlen ist häufig eine Folge unserer "Sozialisierung". In der Großfamilie von früher gab es das weniger.

Orlanda, selbstverständlich sind auch Menschen in einer festen Beziehung einsam. DAvon bin ich auch ausgegangen.
Ich würde es aber umgekehrt formulieren: Manchmal brauche ich das Alleinsein (nicht die Einsamkeit).
Ist es denn nciht möglich, in einer Gemeinschaft sich gegenseitig dieses BEdürfnis zu ermöglichen? Ich denke schon.

"Durch einen anderen Menschen zu leben" ist ganz und gar nicht meine Lebensauffassung. Aber ich glaube einfach nicht, dass der Mensch dafür geschaffen ist, immer alleine zu sein.

Ich denke auch, so lange wir durch BEruf oder sonstige soziale Kontakte am gesellschaftlichen Leben teilnehmen (sei es auch NUR auf dieser Plattform), können wir es gar nciht ermessen, wie es wirklich ist. Und feststeht, es gibt mehr Menschen als wir glauben, die von VEreinsamung bedroht sind.

Wegen ihres introvertierten Charakters, wegen Krankheit, weil sie durch irgendwelche Schicksalsschläge nicht mehr vertrauen können uvm.

emirena
 
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Orlanda
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@Emirena: "..... aber ich glaube, jeder Mensch egal in welchem Alter leidet, wenn er niemanden hat, mit dem er über seine Sorgen und Nöte und BEdürfnisse offen reden kann..."

So gesehen darf man wohl davon ausgehen, dass Einsamkeit nicht unbedingt nur Menschen erleiden, die alleine leben, sondern auch Menschen in Familien und Partnerschaften.
Das Bereden, das oftmals in Familien vorkommt, dient nicht immer dazu, Trost und Hoffnung zu spenden, sondern ist manchmal nur Fundament für Getratsche.

Wieviele Männer, wieviele Frauen können von sich behaupten, eine Frau oder einen Mann zu haben, mit dem sie alles besprechen können, die/die sie versteht.

Wer ist einsamer, die wirklich allein lebende Frau oder die Frau an der Seite eines Mannes, mit dem sie nichts mehr verbindet, als der Spruch "bis dass der Tod euch scheidet"?

Manchmal ängstigt und frustriert mich das Alleinesein, aber manchmal brauche ich die Einsamkeit. Wenn ich ganz tief in sie versinke, merke ich erst, dass ich gar nicht einsam bin. Dann spüre ich mich wieder. Und mit diesem Wesen gehe ich dann auf andere Menschen zu. Ich bin nicht der hohle Geist, der andere Menschen braucht,um durch sie zu leben, sondern mein Geist ruht in dem Menschenleib, der mir von meinem Anbeginn an gegeben wurde.

Orlanda
 
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Hallo Miteinander,

ich persönlich kenne eine Menge Menschen, die zumindest unter Freunden zugeben, dass sie unter Einsamkein leiden.

Aber nicht jeder, der allein lebt, muss zwangsläufig auch einsam sein. Ich kann die Stunden mit mir selbst sehr genießen. Ein Partner wäre zwar ganz schön - aber er wäre nur das I-Tüpfelchen.

Ich habe als Teenie nie vom Märchenprinzen geträumt, weil es mir graußte, dass es jemanden geben könnte, der meine Arbeitsstelle kündigen bzw. mein Konto plündern könnte. Die Gesetzt waren ja damals noch so....

Schon zu der Zeit wollte ich aber unbedingt eine Tochter haben, die ich dann zur "richtigen Emanze" erziehen wollte....:-)). Es ist dann doch eine Ehe geworden und zwei Töchter.... :-)). Und dann kam die Trennung, und in der späteren, anderen Partnerschaft habe ich mir immer und immer wieder Freiraum geschaffen - und den brauch ich. Auch wenn der Märchenprinz auf weißen Ross heute noch auftauchen würde: Ich würde ihm sagen, er soll allein auf sein Schloss zurückkehren, und ich komme ihn dann ab und zu besuchen:-)))

Merope, die nun mal so gestrickt ist. Tut mir leid, wenn ich keine Klisches bedienen kann!
 
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Hallo Miteinander,

ich persönlich kenne eine Menge Menschen, die zumindest unter Freunden zugeben, dass sie unter Einsamkein leiden.

Aber nicht jeder, der allein lebt, muss zwangsläufig auch einsam sein. Ich kann die Stunden mit mir selbst sehr genießen. Ein Partner wäre zwar ganz schön - aber er wäre nur das I-Tüpfelchen.

Ich habe als Teenie nie vom Märchenprinzen geträumt, weil es mir graußte, dass es jemanden geben könnte, der meine Arbeitsstelle kündigen bzw. mein Konto plündern könnte. Die Gesetzt waren ja damals noch so....

Schon zu der Zeit wollte ich aber unbedingt eine Tochter haben, die ich dann zur "richtigen Emanze" erziehen wollte....:-)). Es ist dann doch eine Ehe geworden und zwei Töchter.... :-)). Und dann kam die Trennung, und in der späteren, anderen Partnerschaft habe ich mir immer und immer wieder Freiraum geschaffen - und den brauch ich. Auch wenn der Märchenprinz auf weißen Ross heute noch auftauchen würde: Ich würde ihm sagen, er soll allein auf sein Schloss zurückkehren, und ich komme ihn dann ab und zu besuchen:-)))

Merope, die nun mal so gestrickt ist. Tut mir leid, wenn ich keine Klisches bedienen kann!
 
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Hallo Orlanda,
Ich bin ja vollkommen mit allem einverstanden, was Du über das Thema Mann und Frau sagst. Natürlich ist es immer noch besser, alleine zufrieden als zu zweit unglücklich zu sein. Keine Frage.

ABer ich habe bei dem Begriff Einsamkeit weniger an eine Mann/Frau-Verbindung gedacht, sondern an menschliche Zuwendung überhaupt. An die Möglcihkeit, jemanden zu kennen, mit dem man Freude und manchmal auch Leid teilen kann. NIcht immer, aber manchmal.

Ich bin selbst ja weit davon entfernt, nicht JEDE sich mir bietende Gelegenheit zur Freude zu ergreifen, finde es aber trotzdem traurig, daß es schwer ist, auf Gleichgesinnte zu stoßen, die meine Begeisterung oder auch meinen Weltschmerz gelegentlich mit mir teilen.

Den Wunsch nach einer erfüllten Partnerschaft werde ich (hoffentlich) nie aufgeben, aber er ist trotzdem nicht das Entscheidende. Ich spreche hier hauptsächlich von ganz normalen Interaktionen von Mensch zu Mensch, unabhängig vom Geschlecht, basierend auf dem Grundsatz: Du bist okay, ich bin okay; zusammen sind wir (noch) stärker und unverletzbarer.

Zum Träumen gi bt es ja ein vielseitiges Angebot an Männern für uns Frauen und umgekehrt. DAs ist auch etwas Schönes und bleibt ohne unangenehme Folgen, erfüllt aber auch nicht das BEdürfnis, das ich meine.

emirena
 
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Hallo Silberstaub,
damit hast Du siher Recht, daß die Sexualität im Alter mehr noch ein Tabu ist, als Einsamkeit.
Aber die Sexualität im Alter haben wir auch hier schon mehrfach thematisiert.

Mir geht es aber in diesem Thread tatsächlich um die Einsamkeit, und ich denke, es gibt da eine ungeheuerliche Grauzone und sehr viele Menschen scheuen sich, sich diesbezüglich zu outen. Es gilt ja als uncool, einsam zu sein. Sexualität ist nur ein Aspekt der Einsamkeit; nicht das ganze Problem.

Nicht jeder ältere Mensch leidet unter fehlender Sexualität, aber ich glaube, jeder Mensch egal in welchem Alter leidet, wenn er niemanden hat, mit dem er über seine Sorgen und Nöte und BEdürfnisse offen reden kann. Ja sicher, es liegt schon auch an jedem selbst ; man muss schon selbst irgendwie aktiv sein. ABer da ist auch gleichzeitig die latente Angst vieler älterer Menschen, nur ja niemandem "zur Last" fallen zu wollen. Ich glaube, da schwelt oft ein schwer lösbarer Konflikt .

Lebenssonne, natürlich geht es niemanden etwas an, was zwischen zwei Menschen geschieht.
ABer mir geht es ja um die Frage, was ist, wenn NICHTS geschieht? Muss man sich damit abfinden, wenn man nicht der kommunikative Typ ist?

emirena
 
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Orlanda
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Liebe Emirena,
schon als 10jährige träumte ich von einem Prinzen, einem Freund, der nur für mich da wäre und dass ich dann nie mehr einsam sein müßte. Wie Du sagst, Familie ist nicht alles, auch wenn es Vater und Mutter und Schwester usw. gibt, kann ein Kind einsam sein.

Später wurde der Wunsch nach einem Prinzen noch konkreter und immer noch war ich mir sicher, dass es DEN Mann für mich geben müßte und der auf alle Fälle so sein wird, wie ich mir das wünschte:
Ein Mann, wie ich mir meinen Papa wünschte, der zu mir hielt und sich nicht von einer zänkischen Ehefrau quälen lassen würde. Ein Mann, wie ihn Klaus Holm, Rudolf Prack usw. darstellten: Edel, treu, mit vollem Herzen liebend, streng und mit Prinzipien.

Was mir das Leben dann bescherte, waren Männer, die waren lustig, frisch und unterhaltsam. Aber leider nicht nur für mich, sondern für alles, was sich Frau nannte. Viele Frauen lieben solche Weiberhelden, die sich nie zu einer Frau bekennen mögen, sondern es lieber mit allen möglichen haben.

Ich hielt mich anfangs für vom Unglück verfolgt, bis ich draufkam, dass ich mir diese männlichen Schmetterlinge selbst aussuchte. Und es wurde ganz krass. Es tat so verdammt weh, ich habs so lange nicht verstanden, warum ich denn nicht einen Partner haben sollte, der NUR mich liebt und seine Kinder, der glücklich ist, eine Familie zu haben...

Merkwürdigerweise hat ja mein Mann, nachdem ich mich von ihm getrennt habe, wieder geheiratet und sofort mit seiner neuen Frau ein neues Kind bekommen. Nun ist er der treusorgendste Ehemann, den man sich denken kann. WARUM fragte ich mich, bei der und nicht bei mir? Sie stammt allerdings - im Gegensatz zu mir - aus einem sehr wohlhabenden Haus und ein Fehlverhalten seinerseits hätte wohl zur Folge, dass er materiellen Schaden erleiden würde. Sie ist eine sehr herbe, wenn auch schöne Frau, ohne Lippen, mit einem strengen Gesichtsausdruck. Er, der nie Familie wollte, hat nun im Alter immer noch Familie. Und ich, die ich immer eine Partnerschaft und Familie wollte, habe keine Partnerschaft.

Ich bin weit in mich gereist, hab gekämpft und mir arge Blessuren zugezogen, aber ich bin nun gestärkt aus dem Kampf mit mir selbst hervorgegangen. Und ich habe bemerkt, dass es immer noch besser ist alleine glücklich zu sein, als zu zweit unglücklich. Als ständig mit einem Weiberhelden herumkämpfen zu müssen, als zuschauen zu dürfen, wie andere Frauen hochgelobt werden, während die Frau an seiner Seite in jeder Hinsicht unbeachtet ist.

Man sagte mir, dass es keine Krankheit sei, den Wunsch nach einer guten Partnerschaft zu haben, aber es sei krank, alles dafür einzustecken und allzu viele Kompromisse zu machen. Wenn ich die Männer meiner Liebe heute betrachte, weiß ich nicht mehr, was mich so fasziniert hat. Sie waren nur Monde, die nur leuchteten, solange meine Sonne sie beschien. Wenn ich den Spot abdrehe, verschwinden sie im Dunkeln.

Wieder beim Thema Einsamkeit: Ja, natürlich ist sie da, gelegentlich, und sie überkommt mich. Wenn ich dann von Weiberheld Nr. 3 höre, er hätte nun DIE Frau gefunden, und ich sehe ihn jeden Tag am Bahnhof telefonierend und strahlend... Ja, es berührt mich, weil ich nicht weiß, warum es manchen gelingt und manchen nicht. Und es macht verbittert, man sucht Schuldige.

Und ich weiß nicht ob es das Beste oder das Schlimmste ist: Ich habe alle Hoffnung verloren. Wenn sich mir jemand nähert, habe ich Angst vor dem Moment, den ich schon so oft erlebt habe: Wo man merkt, dass es wieder von vorne losgeht. Ich bin keine Prinzessin, aber ich habe den Anspruch einer Prinzessin! Und ich bin keine Frau, die eine andere in ihrer Partnerschaft duldet. Dann lebe ich schon lieber allein. Wahrscheinlich bin ich mittlerweile auch zu alt, um noch einmal anders zu denken.

Dann frage ich mich, ob es wirklich im Leben nichts Wichtigeres gibt als diese Frage nach einer Partnerschaft. Einsamkeit gibt es auch in einer Ehe oder unter Lebenspartnern. Die Einsamkeit kommt ja nicht von außen, sondern ist in uns drin. Wenn ich an den Tod denke, fühle ich mich auch schrecklich einsam. Dabei könnte mir aber auch kein Partner helfen. Das sind Dimensionen, die ich selbst erfahren muss, und Erfahrungen, die ich erst durch die Weisheit der späten Jahre verstehen werde.

Orlanda
 
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so is es.... emirena,
sie endsteht allerdings ausschließlich in unseren köpfen..

die möjlighet der gelebten ablenkungen nimmt im alter ab
och der kreis der beteiligten.
schlimmes schiksal,weh oh weh, allerdings sind ausschließlich wir selbst die absender.
 
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ich glaube ja, dass das Leben eine endlose Suche nach der "anderen Hälfte" oder nach Ergänzung ist.
Eine echte Symbiose gibt es nur für kurze Augenblicke; vielleicht in der Sexualität oder bei Seelenverwandten in Augenblicken des gemeinsamen Erlebens oder durch die verbindende Kraft der Blutsbande.

Warum kann man diesen Zustand des Suchens, der nie wirklich und endlich an ein Ziel kommt, nciht einfach eingestehen?

Viele von uns hier behaupten im Brustton der Überzeugung, daß sie ja eigentlich "gar nicht wirklich einen Partner suchen".
Nun, das will ich gar nicht bestreiten. ABer ich denke trotzdem, dass es eine unstillbare Sehnsucht eines jeden Menschen ist und bleibt, DAS zu finden, was ihm selbst fehlt.

Es gibt - glaube ich - ganz wenige Menschen, die ein konsequentes Eremiten-Dasein einer GEmeinschaft (sei sie auch mit Fehlern behaftet) wirklich vorziehen würden; jedenfalls nciht auf Dauer.

Lippenbekenntnisse gibt es häufig; überzeugen können mich wenige.

emirena

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