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Orlanda
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Liebe Emirena,
schon als 10jährige träumte ich von einem Prinzen, einem Freund, der nur für mich da wäre und dass ich dann nie mehr einsam sein müßte. Wie Du sagst, Familie ist nicht alles, auch wenn es Vater und Mutter und Schwester usw. gibt, kann ein Kind einsam sein.
Später wurde der Wunsch nach einem Prinzen noch konkreter und immer noch war ich mir sicher, dass es DEN Mann für mich geben müßte und der auf alle Fälle so sein wird, wie ich mir das wünschte:
Ein Mann, wie ich mir meinen Papa wünschte, der zu mir hielt und sich nicht von einer zänkischen Ehefrau quälen lassen würde. Ein Mann, wie ihn Klaus Holm, Rudolf Prack usw. darstellten: Edel, treu, mit vollem Herzen liebend, streng und mit Prinzipien.
Was mir das Leben dann bescherte, waren Männer, die waren lustig, frisch und unterhaltsam. Aber leider nicht nur für mich, sondern für alles, was sich Frau nannte. Viele Frauen lieben solche Weiberhelden, die sich nie zu einer Frau bekennen mögen, sondern es lieber mit allen möglichen haben.
Ich hielt mich anfangs für vom Unglück verfolgt, bis ich draufkam, dass ich mir diese männlichen Schmetterlinge selbst aussuchte. Und es wurde ganz krass. Es tat so verdammt weh, ich habs so lange nicht verstanden, warum ich denn nicht einen Partner haben sollte, der NUR mich liebt und seine Kinder, der glücklich ist, eine Familie zu haben...
Merkwürdigerweise hat ja mein Mann, nachdem ich mich von ihm getrennt habe, wieder geheiratet und sofort mit seiner neuen Frau ein neues Kind bekommen. Nun ist er der treusorgendste Ehemann, den man sich denken kann. WARUM fragte ich mich, bei der und nicht bei mir? Sie stammt allerdings - im Gegensatz zu mir - aus einem sehr wohlhabenden Haus und ein Fehlverhalten seinerseits hätte wohl zur Folge, dass er materiellen Schaden erleiden würde. Sie ist eine sehr herbe, wenn auch schöne Frau, ohne Lippen, mit einem strengen Gesichtsausdruck. Er, der nie Familie wollte, hat nun im Alter immer noch Familie. Und ich, die ich immer eine Partnerschaft und Familie wollte, habe keine Partnerschaft.
Ich bin weit in mich gereist, hab gekämpft und mir arge Blessuren zugezogen, aber ich bin nun gestärkt aus dem Kampf mit mir selbst hervorgegangen. Und ich habe bemerkt, dass es immer noch besser ist alleine glücklich zu sein, als zu zweit unglücklich. Als ständig mit einem Weiberhelden herumkämpfen zu müssen, als zuschauen zu dürfen, wie andere Frauen hochgelobt werden, während die Frau an seiner Seite in jeder Hinsicht unbeachtet ist.
Man sagte mir, dass es keine Krankheit sei, den Wunsch nach einer guten Partnerschaft zu haben, aber es sei krank, alles dafür einzustecken und allzu viele Kompromisse zu machen. Wenn ich die Männer meiner Liebe heute betrachte, weiß ich nicht mehr, was mich so fasziniert hat. Sie waren nur Monde, die nur leuchteten, solange meine Sonne sie beschien. Wenn ich den Spot abdrehe, verschwinden sie im Dunkeln.
Wieder beim Thema Einsamkeit: Ja, natürlich ist sie da, gelegentlich, und sie überkommt mich. Wenn ich dann von Weiberheld Nr. 3 höre, er hätte nun DIE Frau gefunden, und ich sehe ihn jeden Tag am Bahnhof telefonierend und strahlend... Ja, es berührt mich, weil ich nicht weiß, warum es manchen gelingt und manchen nicht. Und es macht verbittert, man sucht Schuldige.
Und ich weiß nicht ob es das Beste oder das Schlimmste ist: Ich habe alle Hoffnung verloren. Wenn sich mir jemand nähert, habe ich Angst vor dem Moment, den ich schon so oft erlebt habe: Wo man merkt, dass es wieder von vorne losgeht. Ich bin keine Prinzessin, aber ich habe den Anspruch einer Prinzessin! Und ich bin keine Frau, die eine andere in ihrer Partnerschaft duldet. Dann lebe ich schon lieber allein. Wahrscheinlich bin ich mittlerweile auch zu alt, um noch einmal anders zu denken.
Dann frage ich mich, ob es wirklich im Leben nichts Wichtigeres gibt als diese Frage nach einer Partnerschaft. Einsamkeit gibt es auch in einer Ehe oder unter Lebenspartnern. Die Einsamkeit kommt ja nicht von außen, sondern ist in uns drin. Wenn ich an den Tod denke, fühle ich mich auch schrecklich einsam. Dabei könnte mir aber auch kein Partner helfen. Das sind Dimensionen, die ich selbst erfahren muss, und Erfahrungen, die ich erst durch die Weisheit der späten Jahre verstehen werde.
Orlanda