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Orlanda
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MIR ist nie langweilig, aber es gibt Dinge und Menschen, die langweilen. Die umfährt man besser wie eine Baustelle weiträumig...
Langeweile kann sich meiner Meinung nach einstellen, wenn man z.B. mit einem Partner zusammen ist, der immer dasselbe im Kopf hat und immer um dieselben Themen redet. Jeden Morgen dasselbe Ritual... Da bekomme ich schon grüne Punkte im Gesicht, wenn ich nur daran denke....
Gibt es eigentlich eine Partnerschaft OHNE Langeweile?
Ich könnte mir vorstellen, dass das möglich ist, wenn beide Partner geistig rege und FREI sind, auch eigene Gedanken zu denken.
Wie schaut es aber bei den meisten aus?
Beispiele erlebte ich wiedereinmal am Sonntag am Badeweiher:
Modell Altes Ehepaar (mich grauselt es richtig!):
Beide kommen in gemächlichem Schritt angetanzt - er voran mit suchendem Blick, sie in geziemendem Abstand (sind wir im Orient? Wohl nicht, es liegt vermutlich an der schlechteren körperlichen Kondition der Ehefrau...).
Dann beginnt das Ritual der Ausbreitung der Badetücher.
Sie dunkelrot mit großen Blüten und er in tiefem Blau (geometrische Muster). Beide Partner tragen Baumwollhütchen in Beige, so ist eine Verwechslung ausgeschlossen - er trägt seins und sie trägt ihrs - vemutlich sind aber die Kopfweiten verschieden. Ihres ist größer, damit die Frisur nicht kaputtgeht. Er hat keine Haare mehr...
Nun, jetzt liegen die beiden Badetücher brav nebeneinander so wie es sich gehört: Sie (dunkelrot) links, er (tiefblau) rechts.
Dann wird auf jedes Tuch kopfseitig ein kleines Plastikkissen gelegt und dieses wiederum mit farblich passenden Handtüchern abgedeckt.
Das ganze geschieht mit gedämpfter Kommunikation, die auch später am Grab nicht anders ausfallen wird: Gedämpft, spärlich...
Man umschreitet ein paarmal diesen nun wohlgestalteten Lagerplatz und endlich macht Sie Anstalten, sich hinzulegen. Nun beginnt ein sanfter Disput darum, ob man vorher oder nachher ins Wasser geht. Er will gleich, sie will später. Man quängelt hin und her.
Ich bin nahe daran dem Paar auch eine weitere Möglichkeit nahezulegen: Jeder macht das was er will.
Aber das wäre wohl völlig unziemlich und so halte ich den Mund.
Sie siegt. Er legt sich brav neben sie, grummelt ein wenig und schläft über seinen Kummer ein.
Da naht die Störung in Form einer Bekannten. Sie kräht schon von weitem einen Gruß, bringt auch noch einen Klappstuhl mit und beginnt mit der Frau eine wortgewaltige Unterhaltung. Gänsestall ist nichts dagegen.
Der Mann klappt frustriert die Tageszeitung über das Gesicht und versinkt in sein Elend.
Ich stürze mich ins Wasser und danke allen Engeln und Teufeln für meine Ungebundenheit.
(Auf der anderen Seite meines "Lagers" streiten eine junge Frau und ein alter Mann schon seit einer Stunde - es geht darum, dass sie einen seiner Bekannten nicht mag.
No way out...
Orlanda