Ich vermute, dass das heutige Lebensmodell zwischen Mann und Frau kein natürliches ist. Wir leben alle in einer Vorstellungswelt, die im 19. Jhdt. erschaffen wurde. Ein Paar hat für sich die eigenen Erwarungen und dazu noch die der Gesellschaft zu erfüllen. Die Kleinfamilie ist eine Idee der Staatsführungen, mehr Macht über die Menschen zu bekommen, so hab ich es mal gelesen. Großfamilien und Clans sind mächtiger und unkontrollierbarer. Unsere Zuwanderer aus Ländern, in denen noch die Großfamilie üblich ist zeigen es uns: Zwar ist diese Lebensform für uns mitteleuropäische Individualisten nicht vorstellbar, aber sie birgt auch Vorteile: Die Kinder und die Alten sind besser versorgt. Solange auch nur ein Familienmitglied Geld ins Haus bringt, herrscht keine so große Armut wie z. B. in Kleinfamilien ohne Einkommen. In Großfamilien kommt es kaum vor, dass NIEMAND Arbeit findet. Ein kluges Familienoberhaupt führt den Clan zu Wohlstand und Ansehen.
Die Partnerwahl findet auch unter anderen Kriterien statt. Sicherlich sind diese Menschen, die in Großfamilien leben nicht unbedingt glücklicher. Aber sie erwarten, im Gegensatz zu uns, nicht das Glück, dem wir immer hinterher rennen. Man hat gewählt (wenn man Mann ist) - bzw. die Familie hat gewählt, man wurde ausgewählt (wenn man Frau ist) und damit basta. Eine Großfamilien-Frau mit 5 Kindern denkt nicht mehr darüber nach, ob der Mann auch zärtlich genug ist - oft will sie nur mehr ihre Ruhe vor ihm.
Es ist noch nicht lange her, als in den Bauernfamilien hierzulande noch ähnliche Gebräuche herrschten. Energie wurde eher dafür aufgewendet, um den Besitzstand und die hierarchische Position zu wahren.
Für mich steht fest: Es gibt nicht die absolut seligmachende Lebensform, weder für Männer noch für Frauen - und auch nicht für beide zusammen. Manchmal klappt es, manchmal auch nur, weil Kompromisse geschlossen werden. Er paßt sich an, sie paßt sich an. Wehe, wenn die Anpassung nicht durch noch mehr Anpassung belohnt wird...