Liebe Germaine,
ein hoher Adrenalinausstoß beim Schwein auf dem Weg zum Schlachten ist eine Tatsache. Dass in den Schlachthöfen beim Warten auf den Tod dieses Streßhormon nicht abgebaut, sondern eher noch erhöht wird, verständlich. Was ist also an der Aussage, dass sich Streßhormon im Fleisch dieser nicht "schonend" getöteten Tiere befindet, falsch oder unverständlich?
Dass den Menschen Antibiotika manchmal nicht mehr helfen, weil wir zu viele davon schon durch den Fleischverzehr in uns haben und sich Bakterien dem schon angepaßt haben, ist auch eine Tatsache. Antibiotika sind in der Massentierhaltung gängige Mittel, um die Tiere einigermaßen gesund zu halten. Wer sein Leben in finsteren Stall-Gefängnissen verbringt, eingepfercht, bewegungslos, kann sich nicht gesund entwickeln - kein Mensch und kein Tier. Das abgeschlaffte Muskelfleisch einer derart gequälten Kreatur möchte ich nicht auf meinem Teller haben!
Bei Hermannsdorfer in Glon kann man die Schweine auf ihren Weiden und in ihren Freiluftställen bewundern.. Sie werden, wenn es soweit ist, mit Futter aus ihren Ställen gelockt und zum Schlachthaus geführt. Man vermeidet alles, was die Tiere aufregen könnte. Es ist ja alles das vertraute Umfeld... Das Schlachten geht dann schnell, ohne dass das Tier Gelegenheit hat Streßhormone aufzustauen.
Ich esse deshalb auch gerne Wild (allerdings nur von mir bekannten Jägern, da ich dann weiß, dass das Wild gut und schnell zur Strecke gebracht wurde. Von einem angeschossenen und erst nach stundenlanger Nachsuche gefundenen Stück Wild würde ich nichts essen!), es ernährt sich von gesunden Pflanzen und lebt in seinem natürlichen Umfeld.
In der Tat ist ein beachtlicher Unterschied im Fleisch richtig ernährter, artgerecht gehaltener und "schonend" getöteter Tiere im Gegensatz zu dem Fleisch der in grausamer Massengefangenschaft gehaltenen Tiere zu sehen und zu schmecken. Auch beim Braten unterscheidet sich das Fleisch, das Bratenstück riecht gut, verliert kaum Flüssigkeit, wird nicht zäh und klein... Manchmal stinkt Schweinefleisch vom Billighändler nach Fisch... einfach eklig!
Da die reine Fleischkost nicht gesund ist, beschränkt sich der Fleischgenuss bei Fleisch von artgerecht gehaltenen Tieren auf ein gutes Maß.
Es ist halt so viel bequemer lapidar die Behauptung, Bio sei nicht wirklich biologisch usw., zu verwenden. Weil sie uns Verantwortung abnimmt und uns nicht zum Mitdenken zwingt. Wer sich jemals wirklich mit der Problematik vergifteter Nahrung bis hin zum Klimawandel auseinander gesetzt hat, wird nicht umhin können, sich den Kopf zu zerbrechen, was er oder sie beitragen kann. Mit dem Billigfleisch tun wir nicht nur uns nichts gutes, wir fördern auch noch in den Entwicklungsländern den Anbau von Soja, das dort eine Landwirtschaft verhindert, die den Menschen dort zugute käme. Nichts was der Mensch tut ist ohne Folgen, ohne Reaktion. Was wir hier in Mitteleuropa machen, hat Auswirkungen auf die ganze Welt. Dass im Südpazifik Inseln im Ozean versinken ist nicht die Schuld der Menschen dort, sondern die Schuld der zivilisierten Welt und diverser umweltschädigender Staaten wie China, weil nicht aufgehört wird, Abgase in die Atmosphäre zu pusten.
Europa ist eine "Insel" und jeder von uns hat die Möglichkeit die Augen zu verschlließen und so zu tun, als ginge uns alles nichts an. Aber wir sehen die Flüchtlingsströme bzw. hören von den Menschen, die ihre Heimat verlassen müssen, weil bisher fruchtbare Böden versanden und vertrocknen. Es wird noch schlimmer kommen und die Burg Europa wird nicht ewig standhalten.
Allerdings glaube ich nicht, dass man den Karren in seiner Fahrt nach unten noch wirklich aufhalten kann. Der Karren ist von vielen Millionen Menschen besetzt und nur ein paar versuchen zu bremsen, während die meisten Menschen die Augen geschlossen haben und so tun als wäre alles gut...
Nora