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Orlanda
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Liebe Emirena,
wir wissen beide, dass ein Dialog immer aus Rede und Gegenrede besteht. Dein Einwand ist völlig legal, ob nun persönlich an mich oder nicht... Es wäre wesentlich betrüblicher, würde niemand auf meinen Text reagieren!
Es stimmt, Du hast Recht: Gerade am Anfang, als ich zum ersten Mal von einer Freundin über diese Möglichkeit der Partnerfindung erfuhr, warf ich mich ins Getümmel. Mein Profil stand da in Liebe.de und ich hatte ungemein Resonanz. Ich war damals 49 und in dieser Alterstufe gibt es ja mehr Kandidaten als in späteren Jahren. Es war alles dabei: vom Jüngling bis zum späten 70iger. Natürlich hab ich mir die (angeblichen) Rosinen herausgepickt, habe telefoniert und kommuniziert, ehe ich mich dann mit den Herren traf.
Ja, es traf mich hart: Was da an mich herantrat, war nicht DAS, was ich mir immer vorggestellt habe. Es gab Zeiten, da traf ich fast jeden 2. Tag einen Mann, um ihn mir anzuschauen. Auf die naive, unbefangene Seele wirkt das wie ein Trommelfeuer. Aber. Natürlich sind es nicht die Anderen, sondern ich war es selbst, die sich das aussuchte, die sich in diesen Strudel warf.
Was soll ich sagen, Ihr wißt es selbst, was es alles gibt und wie sich die Menschen darstellen, wahrscheinlich selbst so sehen. Es ist grauenhaft, wenn dann ein Mann vor Dir steht, dessen Fingernägel vom Nagelpilz zerfressen sind, das sieht man nicht im Profil und auch übers Telefon erfährt man davon nichts. Ein anderer, bei Siemens angestellter Mann gefiel mir ausnehmend gut. Beim 3. Date, er war damals seit ein paaar Tagen in Pension, erschien ein völlig verschlampter, Socken-Sandalen-tragender Typ, der mit dem, den ich 4 Wochen vorher kennengelernt hatte, überhaupt nichts mehr gemeinsam hatte. Ich hatte damals meine Haare etwas kürzen lassen und zur Begrüßung sagte er mir, dass ich ihm mit den etwas längeren Haaren besser gefallen hätte. Na, danke!
So gings dahin und ich merkte, wie ich innerlich immer schwächer wurde, immer frustrierter.
Eigentlich könnte ich ein Buch darüber schreiben. Ich hab aber Männer getroffen, die wohl ähnliches erlebten und auch völlig frustriert waren. Am Ende sitzt man beisammen, spricht über die Erfahrungen und man geht wieder auseinander, weil man auf der Basis der gemachten Erfahrungen einfach keine Kraft mehr hat, sich mit jemanden weiter einzulassen oder jemanden an sich heranzulassen.
Das sind aber wohl Sichtweisen, wie ich sie nicht alleine habe.
Meine Frustration ist aber mittlerweile einer Zuversicht gewichen, die es zuläßt, dass ich halt nicht 100% ausschließe, wieder einen Menschen zu finden, auf den ich mich einlassen mag. Aber das wird wohl niemand sein, den ich hier treffen werde, sondern "in der freien Wildbahn". Wenn es nicht eintritt, dann ist's auch Recht, mein Leben braucht nicht unbedingt einen festen Partner, damit ich mich darin wohlfühle....
Orlanda