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Orlanda
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Liebe Merope,
so wie Du es schilderst, bist Du auch nicht gemeint. Du kannst ja steuern, wo und wann Du rauchst. Das können (oder wollen) viele aber nicht.
Ein Beispiel war in dieser Hinsicht meine Mutter, eine sehr fürsorgliche Frau, die prinzipiell um die Gesundheit und das Wohl ihrer Lieben besorgt war, dies änderte sich aber, als sie nikotinsüchtig wurde.
Sie hatte in meiner Kindheit gelegentlich geraucht, aber das, was dann später geschah, als ich schon erwachsen war und selbst Kinder hatte, übertraf das weit.
Sie nahm keine Rücksicht mehr auf uns oder ihre kleinen Enkelkinder, hätte ich sie nicht hinaus"befohlen", vor die Tür, sie hätte kein Problem damit gehabt, die Räume vollzupaffen.
Nicht, weil sie so eine böse Frau war, sondern weil der Drang zu rauchen so groß war. Sie stand dann auch in der Eiseskälte vor der Türe und rauchte. Mir tat sie zwar leid, aber noch mehr hätten mir meine Kinder leid getan, hätte ich sie dem Qualm ausgesetzt. Meine damals kleine Nichte lebte zu dieser Zeit im Haushalt meiner Mutter und hatte jahrelang Bronchitis.
Das zeigt sehr gut, wie groß der innere Zwang zum Rauchen ist, wenn der Mensch alles auf sich nimmt, nur um die notwendige Portion Gift in sich aufnehmen zu können.
Wie Sprotte sagt, sind süchtige Menschen kranke Menschen. Und leider kann man bei Süchtigen keinerlei Einsicht erwarten. Erst wenn der Leidensdruck sehr groß wird, kann ein Umdenken einsetzen, manchmal aber auch nur, weil sich der Mensch nicht mehr wehren kann gegen diejenigen, die ihn/sie unbedingt "heilen" wollen. Vielen hilft das, vielen aber auch nicht (mehr).
In dem Unternehmen, in dem ich arbeite, hat allerdings ein generelles Rauchverbot das Wunder bewirkt, dass ein Großteil der Raucher zu Nichtrauchern wurde.
Beim Kampf gegen den Alkohol scheint man nicht so erfolgreich zu sein, denn den Alkohol"genuss" kann man doch heimlicher durchführen und wird zum Teil auch von den Vorgesetzten "übersehen"...
Bei Alkohol und Nikotin gibt es wahrscheinlich deshalb keine Möglichkeiten sie per Gesetz zu verbieten, wie das bei anderen Drogen der Fall ist, weil Alkohol und Nikotin auch kontrolliert genossen werden können. Beides KANN genossen werden, ohne dass es zur Sucht wird.
Ich hörte davon, dass die Zigarettenhersteller Stoffe in den Tabak mischen, der süchtig macht, so bleibt der Umsatz gesichert. Das könnte erklären, weshalb heute so viele Menschen die Kontrolle beim Rauchen verlieren. Grund ist aber sicher auch, dass sich Menschen heute die Betäubung durch Nikotin leisten können, während das früher nicht so der Fall war.
In meiner Kindheit waren es in erster Linie Männer, die stark rauchten, wie z.B. mein Großvater. Er kam nikotinsüchtig aus dem Krieg zurück. Es gehörte wohl zum Trauma des Krieges und zur Verdrängungsstategie.
Regeln/Gesetze muss es geben, um diejenigen zu schützen, die den Auswirkungen der Süchte ausgeliefert wären - dass das durchaus möglich ist, zeigt das Nikotinverbot.
Es gibt angeblich sinkende Raucherzahlen bei den Jugendlichen! Das ist eine erfreuliche Entwicklung und sollte durch Aufklärung, vorallem in den Schulen (und auch gutes Vorbild!!) weiter vorangetrieben werden...
Orlanda