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Orlanda
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@Emirena: ".... Dass ältere Menschen vermutlich öfter weniger gesund sind als jüngere Menschen, bestreite ich nicht, aber deswegen alle älteren quasi in Sippenhaft zu nehmen halte ich dennoch für verkehrt..."
Deine guten Absichten in allen Ehren, liebe Emirena, aber so einfach wie Du es hier darstellst ist es eben nicht!
Es geht nicht um Sippenhaft, sondern um ein für alle Menschen ab einem gewissen Alter vorgeschriebene Überprüfung ihrer Fähigkeiten zum Führen eines Autos. Diese Überprüfung basiert auf der Tatsache, dass die Sinne eines Menschen im Laufe der Jahre und Jahrzehnte nicht mehr hundertprozentig funktionieren. Ich glaube jeder ältere Mensch, der mit Verantwortungsgefühl sich hinters Steuer setzt, wird in einer Überprüfung der Fähigkeiten zum Führen eines Autos keine Diskriminierung sehen.
Wir wissen beide, dass es alte Menschen gibt, die im Laufe der Zeit nicht nur schlechter sehen und hören, sondern auch ihre Fähigkeit zur Einschätzung aller möglichen Situationen verlieren bzw. sich diese einschränkt. Meistens äußert sich das mit Alterstarrheit. Wer im Alter trotz körperlicher Handikaps meint er/sie sei immer noch fähig, sich in den Straßenverkehr zu begeben, handelt fahrlässig. Und es sind nicht wenige, die meinen ihr Wohl stehe über allem.
Ich erinnere an einen 92jährigen, der von der Innenstadt München zurück nach Wolfratshausen fuhr und auf der Wolfratshauser Straße ein kleines Kind überfuhr. Das hätte wahrscheinlich jedem Autofahrer passieren können, weil das Kind sich von der Hand der Mutter riss und auf die Straße zustrebte. Vielleicht hätte ein jüngerer Mensch schneller reagiert und noch rechtzeitig gebremst?
Der Skandal ist, dass dieser Mann nicht bemerkte, dass er ein Kind überfuhr! Er fuhr heim und legte sich schlafen. Die Polizei fand ein Teil seines Autos (Mercedes) und damit wurde er ermittelt. Bei der Vernehmung gab er an, dass sein Hörgerät leider kaputt war und er den Unfall nicht bemerkt hat.
Es ist eine Tatsache, dass alte Menschen nicht mehr so "funktionieren" wie in ihren jungen Jahren. Nur die fehlende Mobilität ist in meinen Augen kein Argument, einen halbblinden, tauben und auch sonst gehandikapten Menschen Auto fahren zu lassen.
Wie ist es dann mit Menschen, die sich kein Auto leisten können und meistens auch nicht einmal ein Taxi, um zum Arzt zu fahren?
Aha, wir sprechen hier also ohnehin nur über jene priviliegierten alten Menschen, denen es die finanzielle Situation erlaubt, sich ein Auto zu leisten!
Darüber könnte man allerlei Vermutungen anstellen, da zu diesen doch recht wohlhabenden (im Gegensatz zu sehr vielen Klein-Rentnern) alten Menschen eben auch jene gehören, die sich immer schon zur Elite der Habenden gezählt haben.
Nein, ich sehe in der Vorschrift für ältere Menschen, z.B. ab 60 sich einer Untersuchung zur Prüfung der Fahrtüchtigkeit zu unterziehen, keinerlei Diskriminierung!
Warum sieht man es nicht als Diskrimierung, wenn gefordert wird, dass man sein Auto auf Fahrsicherheit überprüfen lassen muss?
Üblicherweise läßt man ab einem gewissen Alter auch Vorsorgeuntersuchungen über sich ergehen - nicht weil es muss ist, sondern weil es einen selbst Sicherheit gibt. Nur, ich gefährde niemanden, wenn ich riskiere Brustkrebs zu bekommen und das erst im letzten Stadium zu bemerken.
Wenn ich aber halbblind bin und Menschen, die sich auf der Fahrbahn befinden übersehe, dann ist das im Interesse der Allgemeinheit und dann gehört die Überprüfung meiner Sehfähigkeit eben gesetzlich festgelegt.
Orlanda