Beiträge zum Thema: Hier bin ich Mensch, hier darf ich's sein!

 
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Ehemaliges Mitglied
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Danke für die Blumen, Emirena!

Der Spruch vom Geheimrat Goethe scheint ja wirklich zeitlos zu sein. Denn die „Zwänge“ von damals sind ja wohl nicht mit den heutigen vergleichbar.

Somit muss man sich vielleicht zuerst fragen: Was heißt das eigentlich – Mensch sein, heute, in unserer Gesellschaft, im 21.Jahrhundert?

Wie sind wir Menschen wirklich? Was steckt in uns drin?

Dabei scheint es doch so, dass in der heutigen Gesellschaft immer mehr Schranken und damit auch „Zwänge“ fallen.

Aber irgendwie reicht das für den Einzelnen wohl nicht aus.

E.
 
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Orlanda
Orlanda
Anzahl Beiträge: 3598
Ich glaube, dass bei sich selbst, beim man selbst sein, der Mensch nicht eingeschränkt sein muss. Ich gehe dabei ja von einem "gesunden" Individuum aus, das soziale Fähigkeiten hat und nicht seine Erfüllung in der Unterdrückung anderer Menschen sucht.

Ich behaupte, dass man es leichter hat im Umgang mit anderen Menschen, wenn man in seinem Selbst lebt. Denn nur der in sich ruhende, mit sich und der Welt zufriedene Mensch hat die Basis, um andere Menschen in allen möglichen Variationen zu 'ertragen'.

Am schwierigsten, finde ich, ist es mit Menschen auszukommen, die nicht sie selbst sind, die sich eine Maske zugelegt haben. Sobald der Mensch sein Selbst zeigt, ist er harmonisch und schön. Das, was am Menschen unharmonisch ist, ist meistens nicht der wirkliche Kern. Ein zutiefst verhaltensgestörter Mensch (Mörder etc.) hat ein völlig verschüttetes, zerstörtes Selbst.

Des Menschen wichtigstes Ziel im Leben sollte sein, sich selbst zu finden und mit sich ins Reine zu kommen. Dann stimmen auch die Beziehungen zu Anderen.

Orlanda
 
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Ehemaliges Mitglied
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Super Thema, Erinnerung! Kompliment!

Dichtung und Malerei lassen verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zu, ein Indiz dafür dass Menschen nicht nach einem einheitlichen Plan bis ins Kleinste Detail funktionieren, sondern die relative "Freiheit" der eigenen Befindlichkeit wahrnehmen können.

"Mensch Sein" heißt für jeden etwas anderes, ebenso wie dieses Wörtchrn "hier". Eigentlich sollte man annehmen können, dass "Mensch sein" immer und überall für jeden Menschen möglich wäre. Denkste! Ständig wird man mit Zwängen konfrontiert, die sich aus den unterschiedlichsten "Vorzeichen" ergeben.

"Mensch sein" bedeute wörtlich genommen aber nicht nur Glück und Zufriedenheit, sondern kann auch mit Schmerzen, mit Ängsten, mit Leid verbunden sein. Auch wenn es der Herr Geheimrat sooo nicht gemeint hat. Es war eine Momentaufnahme innerhalb seines Werkes.

Wir haben die Möglichkeit, ausschließlich die positiven Momentaufnahmen zu "zählen".
Das wäre m.E. aber eine Art Selbstbetrug, denn ein Menschenleben hat in der Regel von allem etwas; Freude und Leid. Die Mixtur ist bei jedem Menschen anders. Wenn wir Glück haben, sind wir in der Lage, dieses VErhältnis ein wenig zu beinflussen. Aber Vorsicht: zu glauben, wir können alles selbst bestimmen, kann sich als fataler Irrtum erweisen. Denn schließlich sind wir nicht allein auf der Welt, sondern eingebunden in unterschiedliche Gemeinschaften, in unterschiedliche Umweltbedingungen.

All das musste den Herrn Goethe nicht kümmern; es war seiner künstlerischen Freiheit überlassen wie er seine Dichtung gestaltete. Ob er dabei von seiner eigenen Befindlichkeit beeinflusst war?

Glücklich der, der bei sich selbst angekommen ist; der die Fähigkeit entwickeln konnte, allen Vorzeichen zum Trotz seinen Frieden gefunden zu haben.

Interessant finde ich, dass "Aufgehoben sein", wie Zoi es beschreibt, eine von mehreren Möglichkeiten der Auslegung ist.
Ich glaube, das viele Menschen diese Sehnsucht nach "Aufgehoben Sein", nach "Beschützt Sein" in sich tragen. Für diese Sehnsucht bieten z.B. Religionen eine Option, die gerne gewählt wird, die viel verspricht, aber nicht immer alles hält, was sie verspricht.

Wie es Herr Goethe ganz privat für sich selbst jenseits der künstlerischen Freiheit mit dem "Mensch Sein" verstanden hat, darüber kann nur spekuliert werden. Mir persönlich geht es so, daß ich für mich selbst "Mensch Sein" weniger mit Eingebunden Sein und Schutz in einer großen Gemeinschaft verbinde, sondern mit einer relativen Freiheit, sein und hingehen zu können, wo ich will, und tun zu können, was mir Freude macht, dass ich mein Erdenleben in allen Facetten, die sich mir zeigen, leben und ausgestalten kann. Leider stoße ich dabei an Grenzen.

Eigentlich bin ich - glaube ich - mit meinem Empfinden recht nahe bei Herrn G., d.h. wie ich glaube, dass er als Mensch gefühlt haben könnte.
Seine "italienische Reise", seine Dichtung und Malerei/Farbenlehre, kurz seine künstlerische Entfaltung, kurz seine Vielseitigkeit
kann ich als "Lebensplan" sehr gut nachvollziehen. Über den sozialen Aspekt seines "Mensch Seins" kann ich mir keine Meinung bilden.

emirena
 
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zoi
zoi
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Der Satz löst ein Gefühl der Geborgenheit, des blinden Vertrauens und des "ich fühl mich aufgehobnen" bei mir aus.

Das kann bei der Familie, bei den besten Freunden oder an einem bestimmten Ort sein.

Das geht nicht überall, die Menschen haben sich in den verschiedensten Situationen an Regeln zu halten (DAS AUFZUFÜHREN WÜRDE SEITEN FÜLLEN) anders würde ein leben miteinander nicht funktionieren.

Nur zu sehr verbiegen sollte man sich nicht - sonst bekommt man Rücken

In dem Sinne
ein wunderschönes Wochenende Zoi
 
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Orlanda
Orlanda
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Vermutlich weiß mancher Mensch nicht wie er/sie ist, hat sich eine Maske zugelegt und agiert aus ihr?

Oder man verschleiert etwas, gibt sich als gütig und weise, obwohl es im Hintergrund düster aussieht!

Ich behaupte: Man kann sich immer so geben wie man ist, es sei denn man befürchtet damit bei seinen Mitmenschen "nicht anzukommen"....

Wer sich lieber verschanzt, seine Meinung verschleiert oder verschweigt, nicht aus der sogenannten Masse heraustreten möchte, der wird es vielleicht tunlichst vermeiden, sich so zu geben wie er/sie ist...

Dazu fällt mir ein schönes Gedicht von Alice Walker (Die Farbe Lila) ein:

Be nobody's darling;
Be an outcast.
Take the contradictions
Of your life
And wrap around
You like a shawl,
To parry stones
To keep you warm.
Watch the people succumb
To madness
With ample cheer;
Let them look askance at you
And you askance reply.
Be an outcast;
Be pleased to walk alone
(Uncool)
Or line the crowded
River beds
With other impetuous
Fools.

Make a merry gathering
On the bank
Where thousands perished
For brave hurt words
They said.

But be nobody's darling;
Be an outcast.
Qualified to live
Among your dead.

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Guten Morgen!
Orlanda

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