Super Thema, Erinnerung! Kompliment!
Dichtung und Malerei lassen verschiedene Interpretationsmöglichkeiten zu, ein Indiz dafür dass Menschen nicht nach einem einheitlichen Plan bis ins Kleinste Detail funktionieren, sondern die relative "Freiheit" der eigenen Befindlichkeit wahrnehmen können.
"Mensch Sein" heißt für jeden etwas anderes, ebenso wie dieses Wörtchrn "hier". Eigentlich sollte man annehmen können, dass "Mensch sein" immer und überall für jeden Menschen möglich wäre. Denkste! Ständig wird man mit Zwängen konfrontiert, die sich aus den unterschiedlichsten "Vorzeichen" ergeben.
"Mensch sein" bedeute wörtlich genommen aber nicht nur Glück und Zufriedenheit, sondern kann auch mit Schmerzen, mit Ängsten, mit Leid verbunden sein. Auch wenn es der Herr Geheimrat sooo nicht gemeint hat. Es war eine Momentaufnahme innerhalb seines Werkes.
Wir haben die Möglichkeit, ausschließlich die positiven Momentaufnahmen zu "zählen".
Das wäre m.E. aber eine Art Selbstbetrug, denn ein Menschenleben hat in der Regel von allem etwas; Freude und Leid. Die Mixtur ist bei jedem Menschen anders. Wenn wir Glück haben, sind wir in der Lage, dieses VErhältnis ein wenig zu beinflussen. Aber Vorsicht: zu glauben, wir können alles selbst bestimmen, kann sich als fataler Irrtum erweisen. Denn schließlich sind wir nicht allein auf der Welt, sondern eingebunden in unterschiedliche Gemeinschaften, in unterschiedliche Umweltbedingungen.
All das musste den Herrn Goethe nicht kümmern; es war seiner künstlerischen Freiheit überlassen wie er seine Dichtung gestaltete. Ob er dabei von seiner eigenen Befindlichkeit beeinflusst war?
Glücklich der, der bei sich selbst angekommen ist; der die Fähigkeit entwickeln konnte, allen Vorzeichen zum Trotz seinen Frieden gefunden zu haben.
Interessant finde ich, dass "Aufgehoben sein", wie Zoi es beschreibt, eine von mehreren Möglichkeiten der Auslegung ist.
Ich glaube, das viele Menschen diese Sehnsucht nach "Aufgehoben Sein", nach "Beschützt Sein" in sich tragen. Für diese Sehnsucht bieten z.B. Religionen eine Option, die gerne gewählt wird, die viel verspricht, aber nicht immer alles hält, was sie verspricht.
Wie es Herr Goethe ganz privat für sich selbst jenseits der künstlerischen Freiheit mit dem "Mensch Sein" verstanden hat, darüber kann nur spekuliert werden. Mir persönlich geht es so, daß ich für mich selbst "Mensch Sein" weniger mit Eingebunden Sein und Schutz in einer großen Gemeinschaft verbinde, sondern mit einer relativen Freiheit, sein und hingehen zu können, wo ich will, und tun zu können, was mir Freude macht, dass ich mein Erdenleben in allen Facetten, die sich mir zeigen, leben und ausgestalten kann. Leider stoße ich dabei an Grenzen.
Eigentlich bin ich - glaube ich - mit meinem Empfinden recht nahe bei Herrn G., d.h. wie ich glaube, dass er als Mensch gefühlt haben könnte.
Seine "italienische Reise", seine Dichtung und Malerei/Farbenlehre, kurz seine künstlerische Entfaltung, kurz seine Vielseitigkeit
kann ich als "Lebensplan" sehr gut nachvollziehen. Über den sozialen Aspekt seines "Mensch Seins" kann ich mir keine Meinung bilden.
emirena