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Orlanda
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Frau kennenlernen auf Knopfdruck - das ist doch sicher der absolute Renner unter Männern, die nicht recht wissen, was sie einer Frau sagen sollen, wie sie sich ausdrücken sollen.
Da fängt es schon an: Mann schiebt schon zu Beginn der Frau die Arbeit an der Beziehung zu - wie das ja oftmals auch in der Folge so läuft. Wahrscheinlich auch, weil Frauen meistens rhetorisch "besser drauf" sind als der wortkarge Mann (und Jäger). SIE soll sich überlegen, mit welchem Text sie auf dieses "Kennenlernen"-Signal antworten soll. ER, der Gnädige, kann dann entscheiden, ob der Text ihn auch so begeistert hat, dass er mit zwei, drei Worten antworten kann - wenn überhaupt.
Für mich sieht das so aus: Ein Hund markiert eine Stelle und hofft, dass alle daherkommenden Hundedamen die Stelle anziehend genug finden und seiner Spur folgen....
Ich für meinen Teil kann mit einem wortkargen Mann genauso wenig anfangen wie mit einem, der aus lauter Klugsch...erei ständig etwas zu erzählen hat.
So ist es halt schwierig, eine goldene Mitte zu finden.
Mir sind in meinem gerade gelesenen Buch 1913 ein paar bemerkenswerte Darstellungen von Künstlern aufgefallen, die zwar rhetorisch nicht blockiert waren, dafür ihre rhetorische Begabung aber auch nicht gerade dazu nutzten, um eine Frau zu halten, sondern um sie auf Distanz zu halten (R.M. Rielke, Kafka); andere wiederum bemühten sich ab, um die Frau an sich zu fesseln, die aber gar nicht und schon gar nicht gefesselt sein wollte (z.B. Kokoschka seine Alma Mahler).
All das zeigt mir, dass das Problem Kommunikation Mann - Frau schon immer bestand. Das Knopfdruck-Kennenlern-Problem ist nur eine moderne Version einer alten Sache...
Orlanda