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Orlanda
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Nun, ich kenne aus Erzählungen, dass Mütter nichts aßen, weil zu wenig Nahrung vorhanden war; sie gaben alles den Kindern, um diese vor dem Verhungern zu schützen. Es ist aber auch ein innerer Zwang, der Eltern dazu bringt, alles für die Kinder zu tun, um sie zu schützen und dem Leben zu erhalten.
Aus eigener Erfahrung: Man geht nicht seiner Wege, sondern man bleibt bei einem unleidlichen Mann, weil das Weggehen zur Folge hätte, dass den Kindern eine ruhige Kindheit weggenommen würde.
Es steht zur Wahl: Weggehen, arbeiten müssen, weil das Geld sonst nicht reichen würde, die Kinder kämen in fremde Obhut - oder bleiben und die Kinder dürfen in einem geborgenen Elternhaus aufwachsen, ohne materielle Not, ohne die Mutter entbehren zu müssen. Und auch ohne diese ständig wechselnden Vaterersatz-Männer, weil die Mutter halt doch gerne wieder einen Partner hätte.
Dieses in der Ehe-Bleiben ist aber KEINE Aufopferung, sondern die Folge einer nüchternen Überlegung. Und somit wohl etwas Anderes, als wenn eine Mutter in der Kriegs- und Nachkriegszeit ALLES tut, um ihre Kinder durchzubringen.
Und es ist nicht immer nur die harte Arbeit, die Menschen umbringen kann, sondern vorallem auch die Sorge um die Lieben, wenn man nicht weiß wie es weitergeht. Und weil man zu dem Zeitpunkt nicht weiß, dass alles gut werden wird. Entbehrungen, Sorgen ohne Ende schaden dem Herzen...
Ich habe viel gelesen über diese schrecklichen Zeiten gegen Ende des Krieges und nach 45. In der Tat haben Frauen alles Essbare "zusammengekratzt", um ihre Kinder durchzubringen. Die Mütter hungerten. Es gibt lebende Beweise, viele der Frauen sind aber in den letzten Jahren gestorben.
So ganz anders klingt, wenn eine Schwiegermutter der Schwiegertochter in den 80igern des 20. Jhdts. weismachen will, dass das Schönste für eine Frau sei, sich für die Familie "aufzuopfern". Zu dieser Zeit klingt das in den Ohren der Schwiegertochter wie eine Kampfansage! Während die Männer das Leben genießen, hocken zu dieser Zeit die Frauen daheim und erledigen die Familienarbeit. In dieser verkorksten, mittelalterlichen Familie gilt tatsächlich noch, dass Frauen den Männern untertan sind! 'Aufopferung'? WOFÜR?...
Es sind also Begriffe, die sich ähnlich sind, aber miteinander nichts zu tun haben.
Wer Schmerzpunkte hat in dieser Hinsicht, wird beim Wort "Opfer" oder "Aufopferung" aufschreien...
Wer von echtem Opfer einer Mutter zum Überleben der Kinder spricht, wird das vielleicht (verständlicherweise) nicht verstehen...
Orlanda