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Orlanda
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Lieber Merlin, Deine Aussagen über "Vereinnahmung der Persönlichkeit" ist nicht von der Hand zu weisen und ich sehe darin auch eine Gefahr bei besonders "innigen" Beziehungen.
Aber es muss auch einen dritten Weg geben: Dass man seinem Partner gegenüber loyal ist und trotzdem nicht zum "Doppelten Lottchen" wird.
Ich verstehe Deinen Einwand auch so, dass Du genau das aussprichst, was sicherlich viele Männer nach anfänglichem Engagement in den Rückzug scheucht. Vermutlich haben mehr Männer Angst vor Vereinnahmung als Frauen? Vielleicht liegt das an dem, wie Mütter ihren Söhnen gegenüberstehen. Ich kenne jedenfalls sehr viele Sohn-Mütter, die sehr vereinnahmend sind. Auch in meinen Beziehungen (zwei) gab es eben die klammernde Mutter, die jeden Sonntag den Sohn zu sich befahl - telefonisch mit klagender Stimme. Der Sohn verkroch sich nicht nur vor mir, sondern auch vor ihr - ging sonntags nicht mehr ans Telefon, weil er immer seine Mutter dahinter vermutete.
Ich weiß nicht, weshalb der Ausspruch "für immer" in unserem Alter so bedrohlich ist. Mit 20 oder 30 könnte ich das verstehen, aber mit 60 oder 70 handelt es sich ja nicht mehr um eine so große Lebensspanne, dass man Angst haben könnte. Vielmehr bedrückt mich der Gedanke, dass ich einen lieben Mann nun schon in einigen Jahren verlieren könnte oder auch ich eine schöne Gemeinsamkeit schon bald verlassen müßte, weil mein Leben zu Ende ginge. Für immer heißt für mich heute, dass ich getrost die nächsten Jahre erwarten darf und außer den zu erwartenden Mißlichkeiten keine Erschütterungen in der Partnerschaft mehr befürchten muss. Der Mensch mit 60 oder 70 ist ausgereift und wird sich nicht mehr so sehr verändern, wie das zwischen 20 und 60 geschieht.
Ich glaube, dass wir, wenn wir uns im Alter auf eine gute, vertrauensvolle Partnerschaft mit einem "erwählten" Partner einstellen, das gönnen, was uns allen zusteht: Ruhe und Frieden im Alter zu finden. Wenn ich heute ein Haus baue, dann ist es für die Zeit, die mir noch verbleibt. In einem Jahrzehnt oder in 15 Jahren wird das kaum mehr möglich sein. Dann möchte ich das genießen, was ich mir geschaffen habe.
Wichtig erscheint es mir noch zu erwähnen, dass ich keine materiellen Interessen habe, da ich für mein Alter gut vorgesorgt habe - auch für ein partnerloses Alter...
Orlanda