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Merlin47
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Liebe Emirena,
mit dieser Verantwortung meinte ich jene, mit der ich mein Leben und meine Zeit eigenverantwortlich übernehme und ausfülle. Es ist doch so, dass mir der Broterwerb ein festes Gefüge vorgegeben wird, das mein alltägliches Tun völlig ausfüllt. Ich kann also nur bedingt meine Freiheit und mein Leben gestalten.
Ich muss morgens früh aufstehen und deshalb kann ich dann auch abends nicht so lange aufbleiben, wie ich es eigentlich gerne möchte. Ich kann auch nicht bei Sonnenschein ins Straßencafé sitzen, wenn es mir gerade danach ist. Es bliebe da auch keine Zeit, oft tagelang einer Sache nachzugehen, die nur mir allein wichtig erscheint.
Manche Dinge hatte ich auch aus beruflichen Gründen zurückgestellt und mir fest vorgenommen, dies in diesem Lebensabschnitt nachzuholen. Manches habe ich mir erfüllt und bei einigen Plänen habe ich auch gemerkt, dass es dabei eigentlich nur um die Sehnsucht nach Freiheit ging.
Ich habe beruflich auch immer große Verantwortung gegenüber anderen getragen, deshalb genieße ich es, diese nur noch für mich selbst zu übernehmen.
Diesen Lebensabschnitt als Chance oder als Verlust zu sehen ist sicherlich eine Sache der inneren Lebenseinstellung. Ich wünschte mir nur, dass für manche dieser Übergang in ein neues Leben nicht auch mit einem sozialen Abstieg verbunden wär. Leider gibt es viele, die den alten Broterwerb gegen einen anderen eintauschen müssen und das nicht, weil sie die Erfüllung darin suchen möchten.
So wie es eine Pflicht eines jeden ist Steuern an die Allgemeinheit zu zahlen – wäre es auch eine Pflicht der Allgemeinheit jedem für diese Zeit ein würdiges Einkommen zu sichern.
Merlin