Beiträge zum Thema: Was ist eigentlich Religion?

 
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Merlin47
Merlin47
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Hm ...,

die Ansicht, daß Wölfe in sozialer Hinsicht dem Menschen überlegen sind, möchte ich nicht teilen. Gerade der Mensch verfügt über ein sehr effizientes und herausragendes Sozialverhalten, das uns auch zu einer so erfolgreichen Spezies werden ließ.

Schon alleine die Sprachfähigkeit läßt uns komplexe soziale Verbindungen zu anderen Menschen bilden, die weit über die sozialen Fähigkeiten aus der Tierwelt hinausgehen.

Wir brauchen diese besonderen sozialen Fähigkeiten, denn sonst währe ein jahrelanger Entwicklungsprozeß des Menschen nicht möglich. Kein anderes Lebewesen ist so lange auf die Fürsorge seiner Eltern angewiesen, wie der Mensch.

Um es an einem kleinen Beispiel festzuhalten: Wölfe sind nicht in der Lage zu Gunsten eines Artgenossen zu teilen. Wenn ein Tier erlegt wurde, gilt in der Fressordnung das Gesetz des Stärkeren.

Das Problem ist, daß sich dieses soziale Verhalten des Menschen nur auf eine kleine Gruppe bezieht (10-16 Personen). Alles was über die Größe einer Gruppe hinausgeht, wird als fremd verstanden und befindet sich damit jenseits unserer sozialen Verantwortung.

Das ist auch der Grund, warum wir uns erst für Fremde sozial einsetzen, wenn das Leid einer einzelnen Person herausgestellt wird.


Merlin
 
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Darüber,ob das Sein das Bewusstsein bestimmt oder umgekehrt, haben sich andere Köpfe Gedanken gemacht:

z.B.
Fichte, Hegel: das Bewusstsein berstimmt das Sein.
Marx: das Sein bestimmt das Bewusstsein...
Und es gab keine Lösung....

Wir werden das also hier nicht klären können :-)))

Merope, einfach nur so da: Völlig im Hier und Jetzt (Gott sei Dank)
 
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Orlanda
Orlanda
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Ich weiß, Lefour, Wölfe sind Wesen, die in sozialer Hinsicht dem Menschen weit überlegen sind. Der Ausspruch stammt nicht von mir, sondern von Thomas Hobbes und ist eher sinnbildlich zu verstehen, da Wölfe niemals dem Menschen das waren, was der Mensch dem Menschen ist.

Ich bezweifle, dass Wissenschaft insgesamt dem Menschen hilft - siehe Gentechnik etc. - oder nur bis zu einem gewissen Punkt. Alles was der Mensch an gutem erschafft, wird letztendlich von ihm auch im Negativen verwendet.

"Das Sein bestimmt das Bewußtsein" - eine interessante Ansicht, über die sich sicher diskutieren läßt, denn könnte es nicht auch umgekehrt sein...??

Orlanda
 
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Orlanda
Orlanda
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Ja, Lefour, das ganze ist ein System und hat mit dem, was Jesus gemeint hat nichts zu tun.
Ich vergleiche das gerne mit Karl Marx und seinen Thesen. Wer die Zeiten und die Zustände bedenkt, die damals herrschten, wird die Ideen der beiden Männer großartig finden und es wäre wünschenswert, wenn mehr davon in der Menschengesellschaft gelebt werden könnte.

Leider ist der Mensch aber nicht in der Lage diese Humanität zu leben, die von Jesus und Marx gefordert wurde. Der Mensch ist des Menschen Wolf. Wer das Verhalten von Schimpansen betrachtet, wird in vielem auch menschliches Verhalten sehen. Diese unsere Verwandten können sehr sozial sein, aber auch fast menschlich grausam.

Ich glaube fest daran, dass der Mensch noch sehr viel seines ursprünglichen Wesens in sich trägt, das in erster Linie auf Arterhaltung und Überlebenswillen ausgerichtet ist. Da hilft auch eine sogenannte humane Religion nicht weiter - im Gegenteil, auch darin zeigte sich immer die "wahre" Natur des Menschen, wenn es z.B. um die Verfolgung Anders- oder Nichtgläubiger ging oder das brutale Demonstrieren von Macht.

Diese ganzen Ideen von Gott und Religion sind nichts als schnörkeliges Brimborium, manchmal BETRÖRREND schön, aber meistens luftabschnürend und tödlich.

Aber wie in allem, steckt nicht nur Böses in der Religion, sie brachte auch Kultur und Wissen zum Blühen. Wer sich der Zwiespältigkeit bewußt ist, wird sich nicht vollkommen einlullen lassen, sondern kritisch prüfen...

Orlanda
 
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liebe Kirie,

ja natürlich ist Religion in aller Regel auch mit Liebe verknüpft. Nur ging es bei Orlandas Antwort ja nicht um die Liebe zum Mitmenschen im allgemeinen, sondern um ganz persönlich Erlebnisse/Erkenntnisse, bei denen ich nach Querverweisen zur Religion und einen entsprechenden Zusammenhang gesuch habe.

Tschuldigung (an alle, die sich schon wieder auf den Schlips getreten fühlen) dass ich etwas gesagt habe.
Ist das jetzt "unmenschlich"!?

Danke für wohlwollende Prüfung im Sinne von Nächstenliebe und Toleranz!

emirena
 
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Orlanda
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Es heißt natürlich richtig:

"In dem Film "Cast Away" mit Tom Hanks gibt es eine Szene....."

Orlanda
 
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Orlanda
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@Signorina
"....und man die 'Wahrheit' der Religion nicht auswendig lernen kann, sondern in Begegnungen erfahren, erleben und sich aneignen muss." ..."

Nach dem Antropologen R.Bilz tröstet die Religion den Homo Sapiens über seine Daseinsangst hinweg und ist ein Relikt aus seiner "Schamanistischen Zeit".

Eine Szene aus dem Film "Cast Away" mit Tom Hanks gibt es eine Szene, die mich nachdenklich stimmte.
Der Schiffsbrüchige drückt seine blutende Hand auf einen Ball und entdeckt in seiner Einsamkeit darauf ein menschliches Gesicht. Er gibt diesem "Wesen" sogar einen Namen und beginnt mit ihm zu sprechen. Er erzählt ihm all seine Nöte...

Hat sich der 'erste Mensch' vielleicht ebenso ein Trostbild gesucht, als er sich der Einsamkeit in der Natur bewußt wurde? Es gibt ja viele Menschen, für die die Religion eine Art Zufluchtsstätte und Trost in einer unheimlichen Welt bedeutet.

Heute ist Religion nach wie vor eine Zufluchtsstätte aus einer 'un-heimlichen' Welt, aber auch ein Mittel, um 'das Volk' an der Kandarre zu halten - vorallem bei autoritären Religionen wie Christen- und Judentum und Islam.

Orlanda
 
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liebe Orlanda,

die Frage hier lautete doch nicht, was Liebe im Alltag aufgrund bestimmter subjektiver Erkenntnisse sein soll, sondern "was Religion eigentlich ist".

Alles egal, oder?

emirena, leicht irritiert
 
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Orlanda
Orlanda
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Hallo Lefour, es stimmt, das Anfangsgefühl vergeht oder im besten Fall verwandelt es sich. Liebe, wenn sie aus der Tiefe kommt, vergeht nie. Mir wurde erst neulich bewußt, dass ich all die Männer, die ich einst liebte in gewisser Weise immer noch liebe - anders, Raum gebend und nichts mehr erwartend. Freilich, eine Zweisamkeit ist nicht mehr möglich, dazu waren die (gegenseitigen) Verletzungen zu tief.

Liebe im Alltag mag heißen, dass man aus der ersten Euphorie zurücktritt und sich den Menschen genau anschaut. Man sagt ja, dass die meisten Beziehungen daran scheitern, dass man, wenn die totale Verliebtheit aufhört, den Geliebten erst wirklich sieht. Wahrscheinlich fängt da erst wirkliche Liebe an, wenn man den Menschen mit all seinen Merkwürdigkeiten und Negativitäten trotz allem ins Herz geschlossen hat...

Last but not least soll Liebe aber auch fähig sein zurückzutreten, wenn eine Gemeinsamkeit nicht möglich ist...

Orlanda
 
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signorina
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Hallo kirre,

schön, dass Du es gelesen hast. Ansonsten wünsche ich Dir viel Erfolg bei "Deiner" Religion.

LG

Signorina
 
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signorina
signorina
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Frömmigkeit und Humanität beschreiben zwei eigenständige Begriffe.

FRÖMMIGKEIT bezeichnet eine respektvolle Haltung im Sinne einer Ehrfurcht vor unlösbaren Rätseln wie auch vor vorgestellten Ordnungsmustern von Leben und Kosmos.

Sie ist meistens verbunden mit einem religiös eingeübten Verhalten und dieses oftmals in einer Gesinnung und Bestimmtheit zu einem Gott. In religiösen Gemeinschaften zeichnet sich der fromme Mensch dadurch aus, dass sein Denken und Tun der religiösen Organisation entspricht.

Wenn Frömmigkeit nur vorgegeben, übertrieben oder abweichend ist, spricht man von Bigotterie, Frömmelei, Scheinheiligkeit oder von Sektentum.


HUMANITÄT heißt übersetzt „Menschlichkeit“. Im weiteren Sinn beinhaltet Humanität auch religiöse und politische Toleranz und Achtung vor dem Mitmenschen und seinen Überzeugungen.

Ein wirklich frommer Mensch ist auch human.

Human kann man aber auch sein, ohne fromm (sprich ohne Religion) zu sein.

Spiritualität hat in den einzelnen Ländern eine unterschiedliche Bedeutug. In Deutschland wurde vom Duden eine zeitlang spirituell mit fromm gleichgesetzt.

Andere sagen, sie bedeutet vor allem die Einsicht, dass Materie eine vergängliche Existenzform des unendlichen Geistes ist.

Heute ist Spirituelles darüber hinaus zu einem vielfach verschwommenen Modewort geworden, läuft unter den Oberbegriffen Esoterik und Lebenshilfe und ist auch bereits in nahezu allen profanen Bereichen präsent.

LG

Signorina
 
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Wieder so ein Beispiel vom Begriffswandel im Laufe der Zeit. Früher bedeutete "fromm" einfach nützlich, anständig.
In älteren Texten kann man ja noch das Wort: frommen für nützen finden..

Heute wird Frömmigkeit oft nur im Sinn von Bigotterie oder Scheinheiligkeit verstanden.

Das ist nun wirklich keine so nette Sache!

Für "fromm" gebraucht man heute lieber "spirituell" - und das klingt doch gleich viel positiver, obwohl es das Gleiche ist, nicht wahr.

Merope
 
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Orlanda
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De Frömmigkeit läßt manchmal alle Menschlichkeit verkümmern...

Orlanda
 
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Gehört "Frömmigkeit wirklich zur Humanität"???

Da melde ich aber gewaltige Zweifel an und gebe zu bedenken, ob die "Frömmigkeit" der Humanität nicht eher schadet. Da fallen mir auch noch die Begriffe "bigott" und "willfährig" ein.

Und bedingen sich Religion und Frömmigkeit überhaupt gegenseitig oder kommen sie auch ohne einander aus?

emirena
 
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signorina
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Es gibt keine allgemein anerkannte wissenschaftliche Definition des Begriffs Religion. Es gibt über hundert Definitionsversuche.

Grundsätzlich einig ist man sich aber, dass es sich um eine Vielzahl unterschiedlicher kultureller Phänomene handelt, die den Glaubens an eine Welt der Gottheiten oder der Spiritualität beinhalten. Sie beeinflussen das menschliche Verhalten, Handeln, Denken und Fühlen und auch die Wertvorstellungen.

Nach wie vor stellen die Christen den größten Anteil an der Weltbevölkerung, gefolgt vom Islam, der aber den größeren Zuwachs hat.

Noch stärker wachsen die Atheisten, heute schon fast doppelt so groß wie die Buddhisten. Der Buddhismus entwickelte sich zahlenmäßig rückläufig.

Aber wahrscheinlich steckt ja hinter der Frage mehr der „Sinn der Religionen“. Hierzu eine gute Beschreibung von Prof. Dietrich Stollberg:

"Religion drückt sich in den Sinnbildern ihrer Ursprungskultur und -zeit aus, zielt aber auf die Vorstellungswelt ihrer heutigen Adressaten. So wandert sie durch die Zeiten in einem permanenten Prozess der Inkulturation, weil Frömmigkeit zur Humanität gehört und man die 'Wahrheit' der Religion nicht auswendig lernen kann, sondern in Begegnungen erfahren, erleben und sich aneignen muss."

LG

Signorina
 
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Merlin47
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Liebe Merope,

nun, als Religionswissenschaftler benütze ich eigentlich den Begriff Ego nie, denn er ist mir einfach zu schwammig. Ego heißt ja im Grunde „ICH“ und damit werden verschiedene Gedanken verbunden.

Das Ego reicht in seiner Begrifflichkeit vom übersteigerten Selbstwertgefühl bis hin zu zum innersten göttlichen Geist in der Seele eines Menschen.

Nein, ich glaube nicht an die Dominanz des Geistes, das ein Wesen bestimmt und deshalb würde ich auch niemals das wahre Selbst mit einem auch immer gearteten Ego in Verbindung bringen. Das wahre Selbst, das ich vertrete, kann man auch als Psyche oder Seele bezeichnen.

Warum Merlin durch die Zeiten wandelt, liegt nach meiner Meinung an den Bedürfnissen der Menschen nach Spiritualität. Daraus begründet sich auch der Zauber, der von ihm ausgeht und selbst heute noch jeden in seinen Bann zieht.

Es ist also der Geist dieses Mannes, der ihm eine gewisse Unsterblichkeit verleiht. Er wird aber, wie jeder Sterbliche seinen seinen endgültigen Tod erleiden, wenn sich niemand mehr an seinen Namen erinnert.

Nun, eventuell bin ich ja auch gar kein Sterblicher und treibe in der fiktiven Welt des WWW nur mein Unwesen, um arglose User in die Irre zu führen – wer weiß? :-))))


Merlin (sucht gerade sein wallendes Gewand und seine Sandalen :-)
 
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Merlin47
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Hallo Lefour,

das Problem mit dem Aufnehmen von Halbwahrheiten und der Realität ist das so eine Sache.

Die Realität nehmen wir schon auf, aber was dann aus dem unterbewußten Bereich an das Bewußtsein weitergeben wird, muß nicht zwangsweise mit ihr übereinstimmen.

So wird auch gerne aus einer Wahrheit eine Halbwahrheit.

Merlin
 
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Liebe Orlanda,
vom Schiff auf die Schaukel! Ist das jetzt eine "Schiff-Schaukel" :-)

Übrigens, in allen Religionen ist ja immer viel von Liebe die Rede. Ich glaube, dass ist aber umfassender als die Liebe zwischen Partnern zu verstehen.

Ich verstehe es als die Liebe zum Leben.

Merope, die sehr auf den angekündigten Regen hofft, der bei uns leider noch auf sich warten lässt.
 
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Orlanda
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Liebe Emirena,
ich schrieb ja, dass sich "Normalität" immer anders definiert. Für mich ist die Rückkehr zur Normalität in der Liebe das, wenn man wieder in den Alltag zurückkehrt. Anfangs, wenn man sich neu kennt und verliebt ist, gibt es keinen Alltag, da ist alles nur auf diesen einzigartigen Zustand ausgerichtet. So hab ich das jedenfalls immer erlebt. Eine streng verstandlich abgewickelte Liebschaft (gibt es die?) hat vielleicht keine Rückkehr in den Alltag...(??)
Letztendlich ist aber alles eine Sache der Definition, ob Liebe oder der Begriff Normalität. Was mir normal ist, kann für andere Menschen völlig daneben sein...

Orlanda
 
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Liebe Orlanda,

warum muss denn die Liebe zur Normalität zurückkehren? Sollten wir nicht besser unsere Liebe zur Normalität machen? Ich meine, jeder seine eigene "Normalität" kreieren und leben?

Müssen wir "normal" sein bzw. werden?
Ich will nicht müssen müssen sondern gönne mir ein wollen oder nicht-wollen dürfen, jedenfalls im Zusammenhang mit Liebe. Ob Droge oder nicht.
Man lebt nur einmal. Grund genug, dieses Leben zu genießen so gut es geht.

emirena

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