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Orlanda
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Es ist reines Schubladen-Denken, wenn man annimmt, dass alle Hundehalter dominant und alle Katzenliebhaber tolerante Menschen seien.
Einen Hund nimmt man sich, wenn man einen Kameraden braucht, der mit einem alles mitmacht - vorallem, wenn man gerne in der Natur ist.
Eine Katze ist auch ein Gefährte, aber das findet auf einer anderen Ebene statt. Da fragt man sich wirklich oft, ob der Mensch die Katze oder die Katze sich den Menschen hält...
Ich hatte früher beides - Hund und Katzen. Es ist wie mit den Menschen, jedes Tier hat seinen eigenen Charakter, seine Vorlieben und Schwächen und man sollte nicht zu viel erwarten. Hunde wie Katzen können sehr schmusig sein, aber auch in ihnen schlummert die wilde Natur. Die soll man beiden lassen.
Beim Hund heißt das aber nicht, dass man ihn tun läßt, was er möchte. Der Hund braucht als Rudeltier Führung. Da es gefährlich sein kann, wenn der Hund Rudelführer ist, sollte man sich als Mensch an die Spitze der Mensch-Hund-Beziehung setzen.
Die meisten Hunde, die nicht geführt werden, sondern ihre Launen leben dürfen, sind psychisch angeschlagen. Manchmal äußert sich das auch im Verhalten gegenüber anderen Hunden.
Mein Hund war Familienhund und wurde auch als Jagdhund geführt. Er bekam bei der Prüfung eine Auszeichnung, weil er in allen Disziplinen sehr gut abgeschnitten hat (Schweißfährte, Fuchsbau, Wasserarbeit...).
Obwohl ein Dackel, war er auch ein sehr gehorsamer Hund. Dass Dackel ungehorsam seien liegt häufig daran, dass sie sehr schlau sind und ihr Herrchen/Frauchen schneller durchschauen als diese sie. Deshalb war es bei meinem Hund auch notwendig, regelmäßig z.B. das Frei-bei-Fuss-Gehen im Wald zu üben. Der Hund merkt sofort die Unaufmerksamkeit des Menschen und wenn man es schleifen läßt, bürgert es sich ein, dass der Hund einmal kurz ganz schnell in der Dickung verschwindet... Ich hörte ihn dann immer, weil er sehr schön spurlaut war. Meistens kam er aber bald wieder und tat sehr begeistert wieder da zu sein.
Dafür mußte ich ihn dann auch loben.
Also mußte ich den Moment erhaschen, an dem er ausbüchsen wollte und ihn dann gleich zur Ordnung bringen.
Ich fand es immer am schönsten, wenn Hund und ich entspannt dahinwandern konnten. Jeder konnte sich auf den anderen verlassen. Frauchen und Hund, das hat nichts mit Dominanz zu tun, wie sie zwischen Menschen manchmal zum Problem wird. Der Hund ist eine Persönlichkeit, aber er braucht die Führung des Menschen, solange er in unserer Menschenwelt lebt. Allerdings habe ich versucht, ihm soviel 'Wölfischen' wie möglich zu lassen, also keine Vermenschlichung.
Wir waren ein gutes Team. Er brachte mir alle Mäuse und Hasen, die er erlegt hatte. Bei der Prüfung wurde auch diese Eigenschaft des Hundes bewertet. Es gab Hunde, die vergruben lieber ihre (vom Menschen ausgelegte) Beute, als dass sie sie ihrem Herrchen gebracht hätte. Da herrscht tiefes Mißtrauen im Hund gegenüber dem Menschen. Aber mein Hund teilte mit mir seine Beute (ich ja auch meine mit ihm!)...
Orlanda