Hascht mi?

Nun, ich bin kein gebürtiger Schwabe, lebe jedoch gern seit über 20 Jahren im Schwabenland und mochte bald die eine oder andere Ausdrucksform weil es lustig klingt für eine „Nichtschwäbin“. Immerhin verstehe ich nun auch ein bissle schwäbisch und habe mir sicher das eine oder andere selbst schon zu Eigen gemacht.

Lavendel

Nun jedoch zum eigentlichen Thema – dem Haschen und Haben und Halten.

Momentan weiß ich niemanden mit dem ich eine Beziehung führen wollte und habe demzufolge für eine Zeit nur noch mich allein. Doch so eine Geschichte ist so alt wie die Menschheit. Mindestens! Ich weiß. Also kann ich ja einmal eine meiner Versionen berichten und schon reihe ich mich ein. Weiser und klüger als zuvor weil selbst erlebt und nicht nur erzählt bekommen oder gelesen.

Man begegnet sich zufällig, verschaut sich und schon befinden sich zwei mitten in einem Reigen dem man kaum noch entrinnen kann. Wie eine Geiselnahme, doch in diesem Fall hat Frau sich selbst die Handschellen verpasst. Wer sollte also wen jetzt bestrafen? Um also zu meiner Hascherei zurück zukommen, „Hasch’ mich, ich bin der Frühling“ – fällt mir spontan dazu ein und noch etwas, denn es ist wesentlich: Jedem Frühling folgt der Sommer, der Herbst, der Winter.

Meine Geschichte: Ich hatte einmal einen Freund. Fühlte ihn als meine größte Liebe und er hatte mich gern. Erst hatte er mich gern und ich ihn und dann plötzlich, fast drei Jahre später, konnte er mich gern haben. Nach X- Streitgesprächen und dem
Hickhack von „ich bin dann mal weg und komme niiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiie wieder“ und „Verzeih‘ mir, ich hab’s nicht so gemeint“ sollte ich, als ich eine sinnvolle Frage zur Entwicklung unserer Beziehung gestellt habe, vollkommen überraschend nur einen einzigen Satz hören und alles in mir fühlte sich hart und wie versteinert an. Alle meine möglichen weiteren Fragen verstummten.

Ich war sprachlos und ich schwöre, das zählt nicht zu meinen Stärken. Diesen einen Satz und den Blick dazu werde ich wohl nicht so schnell verdrängen:

„Ich will die Welt retten und mein nahes Umfeld steht mir im Weg“

Hat nicht viel Heiterkeit so ein plötzliches AUS und so hat es zunächst einmal Tränen gekostet. Das können wir Mädls auf Knopfdruck aber hier stand plötzlich auch noch der Reißverschluss offen. Tränen, Trauer, Schweiß, vorübergehende Mutlosigkeit, Zweifel und Nerven. Es kostete vor allem aber unwiederbringliche Lebenszeit.

Blut kostete es nicht, denn das spende ich vorsorglich regelmäßig. Vor allem weil es Leben retten soll und nicht vernichten. In Momenten wie diesen, in denen man erfährt im Wege zu stehen und damit dafür gesorgt wird das „frau“, also ich, “ihr” Leben vorübergehend selbst in Frage und sich damit für eine Zeit gern selbst in den Weg stellt, spende ich besonders gern. Es ist nämlich gerade dann höchstwahrscheinlich das einem das Blut in den Adern gefriert. Dann ginge ja gar nichts mehr und dem
gilt es möglichst in aller erster Linie vorzubeugen. Blanker Selbstschutz sozusagen und das sollte ich mir einmal beim Deutschen Roten Kreuz patentieren lassen.

Eine Notrufnummer “SOS” für alle die soeben nicht mehr wissen warum ihnen das geschieht und die vollkommen verloren und selbstlos bis auf den letzten Tropfen Blut ausgesaugt werden könnten, vorausgesetzt man bekommt es aufgetaut.
Sollte ich also das Auftauproblem geklärt bekommen, melde ich es als Patent an und rette selbst die Menschheit.

Ich     habe     Blut     geleckt, ich bin lernfähig.

Weder sein noch mein Blut habe ich also vergossen und bin gegangen weil mir jedwede Gewalt zuwider ist. ‚Gut so‘
sage ich mir im Nachhinein. Die Welt steht nur scheinbar still und nun, ein paar leere Sonntagabende mit Krimi und Taschentüchern weiser, bin ich sicher das es im anderen Fall vermutlich wie in den meisten Tatort Krimis,
welche Beziehungskistenrennen als Fundament für das Bühnenstück nehmen, ein Blutvergießen hätte geben können. Dies wiederum so spontan das weder das DRK noch ein Krankenhaus hätten etwas damit anfangen können. Und was das schlimmste
wäre, oberungerecht? Wenn sie hätten kommen müssen um den Rest des ‚Weltenretters‘ wieder zusammen zu flicken und dazu dann ausgerechnet meine kostbare Blutspende dafür einsetzen.

Was mir also blieb ist eine Zeit die quälende Frage, wie kann ich blöde Kuh über drei Jahre einen Menschen lieben der eigentlich, warum auch immer, meint die Welt retten zu können? Es zu wollen lässt einen erwachsenen Menschen, der´mit diesen Worten eine solche Abfuhr erfährt, schon erschauern. Und die Aussicht im Weg zustehen, wenn man sich bisher als das nahe, das naheste Umfeld überhaupt, betrachtet hatte … lässt die Dinge, die einem in einer Beziehung schon eine Weile Sorgen bereiten dann wohl restlich ins Wanken bringen.

Und nun? Stehe ich nicht am Anfang und nicht am Ende sondern mir vor allem selbst nicht länger im Weg weil ich mich gern hab und weil es mir ja auch einiges gebracht hat eine Zeit an Liebe, Vertrauen und Fürsorge zu glauben. Das
jedenfalls lass ich mir nicht nehmen und nach einer Trauer die wohl verständlich ist, lache ich der Welt – weder kann ich sie retten noch sie mich – zumindest wieder ins Gesicht und frag‘ sie wohlgelaunt:

„Hascht mi?“

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