Funktioniert eine Liebesbeziehung auch ohne Sex?

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Sex als Selbstverständlichkeit

Geschlechtsverkehr ist für viele Menschen ein selbstverständlicher Bestandteil einer Beziehung. Es gibt allerdings auch Liebesbeziehungen, die gänzlich ohne ihn auskommen. Auf sie wird oft mitleidig herabgeschaut, da hier das gesellschaftliche Bild frustrierter Menschen vorherrschend ist. Dass Beziehungen ohne Sex glücklich sein können, ist unbegreiflich.
Dies geschieht, wenn Intimität und Sexualität gleichgesetzt werden. Intimität geht jedoch weit darüber hinaus und schließt den Austausch persönlicher Gedanken, das Teilen von Geheimnissen sowie das Zeigen von Verletzlichkeit mit ein. Kuscheln, Küssen und andere Zärtlichkeiten sind ebenfalls intime Momente, die in Beziehungen ohne Sex stattfinden können. Sie sorgen dafür, dass das Bindungshormon Oxytocin ausgeschüttet wird.

Gründe für eine Liebesbeziehung ohne Sex

Beziehungen ohne Sex sind gemeinhin als platonische Freundschaften bekannt. Für den griechischen Philosophen Platon (geb. 428/427 v. Chr.) stellte die rein seelisch-geistige Liebe das zu erreichende Ideal dar, da sie über das Körperliche hinaus geht. Auch heute gibt es viele Gründe, warum Paare auf Geschlechtsverkehr verzichten:

  • Religion und Spiritualität: Es gibt spirituelle und religiöse Bewegungen, welche die von der Sexualität losgelöste Liebe als reinste Form der Liebe betrachten, die es zu erreichen gilt.
  • Erfahrungen: Einige Menschen können aufgrund traumatisierender Erlebnisse keine Nähe zulassen.
  • Scham: Diese wird vor allem durch unrealistische Darstellungen von Geschlechtsverkehr in pornografischen Filmen verstärkt. Aus Sorge, dass vermeintliche Anforderungen nicht erfüllt werden können, wird auf Sex verzichtet.
  • Körperliche Einschränkungen: Heutzutage gibt es ausgezeichnete Hilfsmittel, die es Menschen mit körperlichen Einschränkungen ermöglichen, Geschlechtsverkehr auszuüben. In einigen Fällen sind jedoch Behinderungen, Erkrankungen oder altersbedingte Einschränkungen so schwerwiegend, dass ein Geschlechtsakt unmöglich ist. Auch hormonelle Störungen und Erektionsprobleme können zur sexuellen Abstinenz führen.
  • Seelische Einschränkungen: Depressionen, Ängste und Stress bewirken häufig, dass das Interesse am Akt erlischt.
  • Entfernung: Aufgrund räumlicher Distanz oder anderer Barrieren ist es manchmal unmöglich, Geschlechtsverkehr auszuüben. Dies kann der Fall sein, wenn sich ein Partner in dauerhaftem Auslandseinsatz oder in einer Einrichtung wie einem Heim, Krankenhaus oder Gefängnis befindet.
  • Asexualität: Keinerlei erotische Bedürfnisse zu haben, ist für viele schwer vorstellbar und wird oft als „anormal“ empfunden. Verständlich für die Gesellschaft hingegen ist, dass die unterschiedlichsten sexuellen Vorlieben existieren. Sachlich betrachtet ist es die Vorliebe asexueller Menschen, keinen Sex zu haben.
  • Gewohnheit: Häufig verschiebt sich in langen Beziehungen der Fokus auf andere Dinge, sodass der Beischlaf in den Hintergrund rückt.
Funktionieren Liebesbeziehungen ohne Sex?

Ob Liebesbeziehungen ohne Sex von Dauer sind, hängt von vielen individuellen Faktoren ab, sodass diese Frage nicht pauschal zu beantworten ist. Welche Ursache liegt der sexuellen Abstinenz zugrunde? Hat sie sich entwickelt oder wurde die Liebesbeziehung von vorneherein unter der Prämisse eingegangen, keinen Geschlechtsverkehr zu vollziehen?
Grundsätzlich ist in Liebesbeziehungen alles umsetzbar, solange Einvernehmlichkeit herrscht. Personen in Beziehungen ohne Sexualverkehr lieben sich nicht weniger intensiv als Paare, die Sex haben. Manchmal hat ein Partner dennoch sexuelle Bedürfnisse. Dies kann zu Spannungen führen.
Kommunikation und absolute Ehrlichkeit sind der Schlüssel. Erst wenn eventuelle Bedürfnisse bekannt sind, ist es möglich, Lösungen zu finden und sich gegenseitig zu unterstützen. Es kann zudem hilfreich sein, einen Sexualtherapeuten zu konsultieren.

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