Was macht die Pandemie, Covid 19, mit der Seele des Menschen?

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Der Lockdown im März, Lockerungen in den Sommermonaten, und nun ein erneuter Anstieg bei den Infektionszahlen: Die Pandemie ist noch nicht vorbei. Und je länger sie dauert, desto schwerwiegender können die Folgen auf die Gesundheit der Bevölkerung sein. Die Seele des Menschen leidet. Bereits im März meldete die KKH einen Anstieg der Krankmeldungen aufgrund psychischer Probleme von rund 80% im Vergleich zum Vorjahr.

Überforderte Kinder mit überforderten Eltern

Es fängt bei den Kleinen an. Sie müssten eigentlich in die Schule oder in den Kindergarten, aber diese sind wegen des Lockdowns geschlossen. Es gibt Verständnisprobleme beim Online-Unterricht, manchmal fehlt es an elektronischen Geräten. Streitigkeiten treten in den Familien aufgrund des engen Zusammenlebens häufiger auf und eskalieren häufiger. Normalerweise können Schulen und Kitas den Verdacht auf Missbrauch an das Jugendamt melden, diese Kontrollfunktion ist bei einem Lockdown aber nicht mehr möglich. Es ist zu befürchten, dass Gewalt in Familien und Partnerschaften steigen wird, was weitreichende psychische Folgen für die Opfer haben kann.
Vor allem Kinder aus sozial schwächeren Familien haben einen Nachteil. Beengte Wohnverhältnisse und ein geringes Einkommen der Eltern fördern psychische Auffälligkeiten von Kindern und Jugendlichen, zeigt die COPSY-Studie der Abteilung Child Public Health am Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Das Risiko der psychischen Auffälligkeiten habe sich durch Covid19 fast verdoppelt, die Kinder hätten ein höheres Risiko für Stress, Angst und Depressionen.

Zivilisationskrankheit Einsamkeit

Eigentlich sollten junge Menschen durch Social-Media-Plattformen besonders viel Kontakt in die Außenwelt haben und somit weniger einsam sein. Aber schon 2017 wurde durch eine repräsentative Umfrage gezeigt, dass junge Erwachsene am Häufigsten unter Einsamkeit leiden. Die virtuelle Welt mit dem ständigen Vergleich könnte ein Grund dafür sein. Die Möglichkeit, Freunde zu treffen, wird durch die Pandemie eingeschränkt – und die Einsamkeit somit verschlimmert.
Ältere Menschen haben ein höheres Risiko für einen schweren Verlauf der Infektion, was zu einer stärkeren Isolation führt. Viele Witwen und Witwer leben allein und können in diesen Zeiten nicht von ihrer Familie besucht werden. In Pflegeheimen galt sogar ein Besuchsverbot, was Einsamkeit, sowie die Angst, alleine sterben zu müssen, verschlimmert.

Psychische Krankheiten

Auch wenn der Lockdown mittlerweile vorbei ist, zehren die Unsicherheit, die Angst vor einer Ansteckung und die Kontaktbeschränkungen an den Nerven. Bei Menschen, die ohnehin unter Angst- oder Zwangsstörungen leiden, können sich die Symptome verschlimmern. So kann beispielweise der zwanghafte Drang nach dem Händewaschen oder die Angst vor großen Menschenmassen verstärkt werden.
Die fehlende Tagesstruktur durch das Homeoffice und die geringere Anzahl an Möglichkeiten der Freizeitgestaltung kann Psychosen verschlimmern. Der mangelnde Kontakt zu anderen, die Unsicherheit der Bevölkerung und die verzweifelte Suche nach Antworten können darin resultieren, dass immer mehr Menschen in die Fänge einer Verschwörungstheorie geraten, aus denen ein Herauskommen oft schwierig ist.

Vermutlich werden erst die folgenden Jahre zeigen, wie weit die Auswirkungen der Pandemie auf das psychische Wohlbefinden reichen. Die Langzeitfolgen können schwerwiegend sein. Da Schulen, Arbeitgeber und andere inzwischen aber besser auf die Situation eingestellt sind als noch im Frühjahr, bleibt zu hoffen, dass trotz steigender Zahlen weniger drastische Maßnahmen ergriffen werden müssen und somit zumindest ein Teil der psychischen Folgen vermieden werden können.

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